Beatles und v.m.

Lieber Matis,

das ist natürlich so 70er (naja, Du fandest ja nur Papa’s 80er altmodisch :-)). Über die 60er und die 70er waren wir uns ja eigentlich ziemlich einig: Stan Laurel & Oliver Hardy, Lawrence of Arabia. Da waren wir beide offene und heimliche Fans.

Über die Beatles haben wir nie gesprochen. Aber da Du ja die aktuelle Friday’s for Future Debatte und Kultur ganz gut findest und vor einem Jahr warst Du ja mit Deiner Schule in Berlin bei dem Weltfriedenstag, würde ich annehmen, dass Dir auch das Lied “ Imagine“ von John Lennon, das diese Woche 50 Jahre alt wurde, ganz gut gefallen würde, jedenfalls der Text:

[Verse 1]
Imagine there’s no heaven
It’s easy if you try
No hell below us
Above us, only sky
Imagine all the people
Living for today
I

[Verse 2]
Imagine there’s no countries
It isn’t hard to do
Nothing to kill or die for
And no religion too
Imagine all the people
Living life in peace
You

Damals ging es in den USA darum, den Vietnam-Krieg zu beenden. Die Ambitionen der USA, dem Kommunismus Einhalt zu gebieten, waren in Vietnam zu einem totalen Fiasko geworden. In den USA gab es eine ganze Generation von Jugendlichen (die zwischen 1950 und 1960 geboren wurden), die mit heftigsten Protesten gegen den Vietnam-Krieg aufgewachsen sind. Sowas gab es zu Afghanistan gar nicht. Daher stammt dieses Lied. Als ich so zwischen 12 und 14 Jahre alt war, habe ich noch ein bisschen Beatles gehört: Penny Lane, Let it be, Hey Jude, Imagine, Yesterday, Help!, Yellow Submarine, das waren die Titel (die laufen gerade bei mir über Napster, während ich dies schreibe).

Hast Du am letzten Wochenende meine Postkarte bekommen?

Ich habe sie natürlich an Dich adressiert. (Ich schicke mir immer eine Kopie, damit ich nachhalten kann, was ich Dir geschickt habe.) Schönes Bild, oder? Die zwei Brudis im Dialog.

Was machst Du wohl in den Herbstferien? Das Wetter ist ja nicht so besonders. Allerdings ist es, während ich so schreibe, gerade etwas sonniger geworden. Aber vielleicht bist Du verreist. Das würde mich freuen.

Heute kommt die Omi zu Besuch. Jonas bringt sie. Er hat ja nun ein eigenes Auto (und eine eigene Arbeitsstelle als Erzieher) und er bringt die Omi und bleibt noch bis morgen. Ich muss also gleich mal fleißig einkaufen und Essen vorbereiten. Ich habe ein witziges Rezept von Jamie Oliver gefunden: Ein Salzhähnchen, also Hähnchen, das in Salzkruste gebacken wird. Ich will das mal ausprobieren. Ein bisschen fancy, aber wir müssen die Omi ja mal verwöhnen; so oft kommt sie ja nicht zu Besuch. Sie ist die ganze Woche da. Ich werde auch in der nächsten Woche ein bisschen frei machen.

Also, ich berichte dann mal im Laufe der Woche. Außerdem werde ich Dir noch einen Brief im Login-Bereich schreiben, um Dir meine Gedanken zum aktuell laufenden Umgangsverfahren mal ein wenig zu erläutern.

Für heute sendet Dir liebe Grüße Dein Papa

Noch einmal Abschied nehmen …

Lieber Matis, gestern habe ich an der Beerdigung von Papa Bassett teilnehmen dürfen. Eigentlich wollte ich tatsächlich hinreisen. Aber das US Generalkonsulat in Frankfurt hat mir die Einreise verweigert. Man benötigt ja immer noch eine Sondergenehmigung; die bekommt man für Beerdigungen nur, wenn es um nahe Angehörige geht. Das haben sie mir nicht zugestanden.

Aber die Bassetts haben mich per Zoom zugeschaltet.

Das war sehr ergreifend. Der Pastor ist ein guter Freund der Familie und die Gemeinde hat Papa Bassett viel zu verdanken. Sie haben einige schöne Worte zu Papa Bassett von Freunden und Gemeindemitgliedern verlesen, darunter auch meinen Eintrag aus Facebook. Irgendwann sind Raylin und Dawn, der älteste Sohn und seine Frau aufgestanden, und haben mit Gitarrenbegleitung zwei Lieder gesungen, darunter „Amazing Grace“ und „I’ll fly away“.

Das war sehr schön und irgendwie gar nicht so traurig, wie manchmal in Deutschland Beerdigungen sind. Es wurde sogar gelacht. Irgendwann zeigte der Pastor auf einer Leinwand ein altes Foto von Papa und Mama Bassett, wo sie als Bären verkleidet sind und alle lachten über den großen Bär (1,95m) und den kleinen Bär (1,60m) (auf dem Bild verschwommen, die beiden links außen).

Das war irgendwie sehr schön und man konnte sehen, dass alle wirklich froh waren, so tolle Erinnerungen an ihren Dad, ihren Schwiegervater, Freund, Gemeindemitglied zu haben.

Ich bin wirklich sehr froh, den Papa Bassett gekannt zu haben. Er war ein so wunderbar lieber Mann, voller Dankbarkeit für alles, was der liebe Gott uns geschenkt hat.

Vor dem Gottesdienst und danach habe ich Gelegenheit bekommen, mit Mum Bassett über Zoom zu sprechen. Sie ist sehr alt (95 Jahre) und leider schafft sie es nicht, allen Unterhaltungen so einfach zu folgen. Aber sie hat sofort, als sie mich sah, gerufen „here is my fourth son“; und natürlich auch „how is my little boy?“ (damit meint sie Dich).

Wir haben alle am Ende des Gottesdienstes bei der Verabschiedung (über Zoom) vereinbart, dass wir uns vielleicht zu Thanksgiving Ende November auf der Bassett-Farm treffen wollen (dort, wo Du in 2010 Trecker gefahren bist). Weißt Du noch, wie ich in 2014 zu Thanksgiving rübergeflogen bin? Ich hoffe, dass bis dahin die Einreisebestimmungen gelockert sind.

Ich wünsche Dir schöne Herbstferien, was auch immer Du machst! Es grüßt Dich ganz lieb Dein Papa

Dankbar sein …

Lieber Matis, das war eine harte Woche für Dich. Am Montag hast Du Dich schweren Herzens von Benni verabschiedet und am Mittwoch war das Realität: Benni ist nicht mehr bei uns. Mir geht es genauso. Das war wirklich ein schwerer Abschied. Wir hatten ihn so lieb gewonnen als Teil unseres Lebens und jetzt ist er nicht mehr da. Das ist hart … für uns.

Aber wir wissen auch: Benni konnte sich zuletzt kaum noch auf den Beinen halten. Er wollte nicht mehr aufstehen. Er wollte vor allem schlafen, in Ruhe gelassen werden. Vielleicht wollte er einfach in Ruhe gehen. Mir kam das wirklich so vor.

Und wir? Wir stehen jetzt alleine da. Vermissen ihn. Ich vermisse ihn sehr. Das Haus ist leer. Ich gehe alleine durch den Wald … fast sinnlos? Nein, natürlich nicht.

Ich glaube, es hilft sehr, wenn man sich in Dankbarkeit erinnert. Ich bin wirklich glücklich, dass wir Benni so lange Zeit bei uns hatten. Ich habe heute die ganzen Benni-Fotos durchstöbert, die sich über die letzten 12 Jahre angesammelt haben. Oft habe ich schmunzeln müssen, über den Guten. Es war so eine schöne Zeit mit ihm, bei den Wanderungen, zu Hause, wenn wir durch den Wald spaziert sind, im Garten.

Ich bin sehr froh, dass wir ihn hatten. So, wie ich auch dankbar bin, dass wir beide, Du und ich, so viele Jahre eine schöne Zeit miteinander verbracht haben (und hoffentlich bald wieder Zeit miteinander verbringen werden). So, wie ich auch in Dankbarkeit an die Zeit mit meinem Vater oder mit Papa Bassett zurückdenke, oder mit Tante Marlies oder mit Onkel Eberhard. Sie alle sind uns sehr, sehr wichtige Menschen geworden. Auch wenn es eigentlich immer zu früh war – ist es das nicht immer? – , dass sie gegangen sind, dann bin ich doch wirklich sehr dankbar, dass ich sie gekannt habe und dass sie meinen Weg ein gutes Stück mitgegangen sind, dass ich von allen ein bisschen lernen konnte, sie mich und uns unterstützt haben.

Bei allen (jedenfalls bei den genannten Menschen) wünschte ich, dass ich Ihnen noch ein wenig mehr hätte zurückgeben können. Mehr meiner Zeit und meiner Aufmerksamkeit. Vielleicht gibt es dabei eine Art Generationenvertrag, bei dem die jüngeren Generationen die empfangene Zuneigung und die Wohltaten aus Dankbarkeit an die nächste Generation weitergeben. Ich stelle mir das so vor. Als Kind bleibt einem ja fast keine andere Wahl. Was meinst Du dazu?

Ich habe Dich sehr lieb! Dein Papa

Benni fehlt uns, Papa Bassett auch

Lieber Matis, das war ein harter Tag gestern. Aber Du kannst sicher sein: Benni wollte nicht mehr. Er hat sich auf dem Weg zum Tierarzt nicht mehr bewegt. Und vorher zuhause, hatte er noch ein wenig lustlos auf den Putenstreifen herumgekaut. Er hat den ganzen Tag sonst nichts gefressen. Er lag einfach da auf seinem Kissen. Benni hat mit seinem ganzen Verhalten klar gemacht, dass er in Frieden gehen will.

Das ist unheimlich traurig. Ich bin gestern Abend und heute Abend nach Hause gekommen und das Haus war leer. Er fehlt mir sehr. Selbst in seiner Gebrechlichkeit war er zuletzt noch ein lieber und für mich unheimlich wertvoller Gefährte.

Was für ein toller Hund. So ein Hund, der in allen Menschen nur Freunde und das Gute sieht, ist etwas ganz Besonderes und ein wunderbares Vorbild. Der so lieb zu allen ist. Und immer Hunger hat :-). Wir können wirklich dankbar sein, dass er 12 Jahre bei uns war. Wir hatten so viele wunderschöne Erlebnisse mit Benni. Das Bild oben im Blog, das Dich eben begrüßt hat, habe ich in den letzten Tagen wiedergefunden; es stammt aus Österreich aus 2012. Da waren wir am Katschberg und Benni ist in dieses gelb blühende Paradies gelaufen. Noch ein Foto zeigt das Retriever-Glück nach langer Wanderung:

Es gibt so viele wunderschöne Erinnerungen und ich bin sehr dankbar, dass wir Benni hatten.

Papa Bassett

Am Dienstagabend erreichte mich die Nachricht, dass kurz zuvor Papa Bassett sich verabschiedet hatte. Er ist am 21. September 97 Jahre alt geworden. Und er wollte nicht mehr bleiben, so sagt seine älteste Tochter. Seine altes Herz hat an dem Morgen aufgehört zu schlagen.

Ich war zunächst sehr getroffen von der Nachricht. Du weißt, dass die beiden, Mama und Papa Bassett, mich sozusagen adoptiert haben. Sie haben mich immer als „dear 4th son“ angeschrieben. Und ich wußte, dass die beiden sehr alt sind / waren und unheimlich gebrechlich. Vor gut einem Jahr durfte ich noch zusammen mit deren Kindern und Enkelkindern ihnen am 1. Mai zum 75. Hochzeitstag gratulieren.

Erinnerst Du Dich noch, wie wir in 2010 dort zu Besuch waren und Du mit Papa Bassett auf dem Trecker gefahren bist?

Da ist auch noch dieses Gruppenbild entstanden. Denn wenn sie mich als ihren 4th son adoptiert haben, dann sind sie ja auch Deine Großeltern. Bei jedem Telefonat in den letzten Jahren hat Mum Bassett immer gefragt: „How is my little boy?“ Und sie meinte Dich damit und ich habe dann zuletzt immer gesagt, dass der „little boy“ gar nicht mehr so „little“ ist.

Der Papa Bassett war wirklich ein wunderbarer Mensch. Einer der liebsten und lautersten Menschen, die ich jemals kennen gelernt habe. Er war tief gläubig und man hatte immer das Gefühl, dass er allen Menschen die Gnade Gottes und die Wunder der göttlichen Schöpfung bei Spaziergängen in der Natur, auf seiner Farm, beim gemeinsamen Essen, in der Schule als Schuldirektor und bei den gemeinsamen Reisen zeigen und weitergeben wollte.

Und die beiden, Mum and Dad Bassett, waren immer so lieb miteinander. Ich war jedes Mal ganz gerührt, wenn ich sie getroffen habe.

Zuletzt leider in 2014, als ich zu Thanksgiving für ein paar Tage nach Iowa geflogen bin. Thanksgiving nicht ohne Grund, weil ich unendlich dankbar bin, solche Menschen und insbesondere den Papa Bassett kennen gelernt zu haben und als Teil meines Lebens zu wissen. Ich wäre gerne noch einmal hingefahren und hätte sie gerne noch einmal umarmt. Ich denke jeden Tag an ihn und die beiden. Ich habe deren Foto in meinem Kleiderschrank liegen und jeden Morgen, wenn ich mich umziehe, sehe ich das Bild. Das wird auch so bleiben.

Ich habe Dich sehr lieb! Dein Papa

Benni frisst nicht …

Lieber Matis, weißt Du noch, bei welchen Gelegenheiten Benni sein Futter verweigert hat? Das ist in den letzten zwölf Jahren nur an einer Handvoll von Tagen passiert. Eigentlich nur, wenn er sehr krank war, z.B. damals als er Wasser im Herzen hatte.

Und dann ein paar Mal, als wir ihn nach einem Urlaub aus der Huta wieder abgeholt haben. Irgendwie hatte ich damals immer das Gefühl, dass er dann erst richtig gemerkt hat, dass wir weg waren. Und er war ja dann auch immer etwas seltsam abweisend.

Heute ist wieder so ein Tag. Eigentlich verhält er sich wie gestern und vorgestern. Er liegt im Garten, bellt vor sich hin und schläft viel. Aber an den Tagen vorher hatte er immer riesigen Appetit. Das ist der Unterschied. Heute frisst er kaum. Der Fressnapf mit dem leckeren Dosenfutter steht seit heute Morgen um 8 Uhr fast unangetastest herum. Ich glaube, Benni vermisst Euch.

Ich habe ihm eben den tollen Knochen gegeben, den Du ihm geschenkt hast.

Morgen Abend

Ich werde mich sehr freuen, wenn Du morgen Abend um 19 Uhr dabei sein kannst. Ich würde mich sehr freuen, wenn Deine Mutter Dir diesen Deinen Wunsch ermöglichen und nicht so unwürdig einen (nur in ihrem Kopf existenten) Streit vorschieben würde. In solchen Situationen kann man menschliche Stärke erkennen und Du hast durch Deinen Wunsch schon große Stärke gezeigt; ich bin wirklich sehr froh über Deine Haltung; wenn nur Deine Mutter annähernd so viel Stärke aufbringen könnte.

Ich hab Dich sehr lieb! Dein Papa

Aktuelles von Benito …

Lieber Schinski, ich hoffe, Dir geht es gut. Deine Mama sagte gestern Abend, als ich bei Euch war, dass Du nicht da bist. Hoffentlich verbringst Du mal ein Wochenende bei einem Freund. Das würde mich sehr freuen.

Gestern Abend war ich um 19:00 Uhr beim Tierarzt. Benni geht es nicht gut. Er bewegt sich kaum noch alleine. Ich habe Benni gestern wirklich nur tragen müssen, aus dem haus, ins Auto, aus dem Auto zum Tierarzt und in die Praxis hinein und wieder raus.

Eigentlich hatte ich am Anfang der Woche noch den Eindruck, dass er sein sehr eingeschränktes Leben ein wenig genießt. Er lag auch viel im Garten, ohne zu bellen. Er hat dann sichtlich das schöne Wetter und die Sonne genossen.

Aber am Donnerstag und Freitag wollte er sich gar nicht mehr alleine bewegen. Selbst zum Pinkeln musste man ihn in den Garten tragen.

Gestern hat er vom Tierarzt noch eine Kortisonspritze bekommen. Heute Morgen dann war er wieder etwas fitter. Er ist sogar alleine aufgestanden, in den Garten gegangen und hat gefressen. Da war wieder richtig viel Leben in dem Guten.

Ich freue mich wirklich sehr, dass Du Benni am Montag siehst. Ich glaube auch, dass Benni das ganz begeistert aufnehmen wird. Das war mir sehr wichtig.

Liebe Grüße sendet Dir Dein Papa

Benni geht es wohl nicht gut …

Lieber Matis, man weiß es aber auch nicht so genau. Benni spricht ja immerhin ein wenig mit uns. Wenn er z.B. hungrig ist, kann er uns das mit seiner Zunge verständlich machen. Ähnlich wenn er durstig ist. Wenn er in den Garten will oder in den Wald, um sich zu erleichtern, dann grummelt er. Und es gibt ja noch die ganzen anderen Zeichen, wenn er die (Schlapp-)Ohren spitzt oder wenn er Dich fordernd anschaut. Oder er legt sich auf die Seite, wenn er ruhen will, oder eben ganz gerade, bereit zum Sprung, naja, früher jedenfalls.

Zur Zeit grummelt er viel. Manchmal fiebt er. Dann will er raus. Alleine schafft er das aber nicht mehr. Das Aufstehen klappt kaum noch allein. Meistens muss ich ihm erst hinten hoch helfen und dann liegt er vorne flach wie eine Kutterscholle auf dem Boden, d.h. ich ziehe ihn auch vorne noch hoch. Manchmal ist er danach selbst im Stehen so wackelig, dass er sich sofort wieder auf den Boden fallen lässt. Das bedeutet, die ganze Prozedur geht von vorne los.

Die Schwelle von der Küche zum Garten schafft er meist beim Hinausgehen allein. Oft bleibt er erst davor stehen, fasst Mut und läuft Schritt für Schritt weiter; ich sporne ihn dabei an. Im Garten geht er erst ein wenig bis zu den Sträuchern gegenüber vom Haus, dort pinkelt er, kommt ein paar Schritt zurück und legt sich auf die Wiese vor Dein Baumhaus. Seine Spaziergänge haben eine Länge von ca. 20 Metern, mehr nicht. Auf der Wiese liegend bellt er oft und ausdauernd die Leute an oder auch einfach den Himmel oder den Wald.

Manchmal steht er auf der Wiese alleine auf. Ich nehme an, dass er dort für seine Füße und seine echt wackeligen Beine viel Halt findet, mehr als im Haus. Dann kommt er zurück zur Küchentür, legt sich draußen davor und schaut rüber zu den Jungens von Micks oder er bellt die Leute auf der Straße an.

Wenn ich ihm etwas zu essen hinstelle, meistens drei Mal am Tag, kann es an ganz guten Tagen passieren, dass er selbst aufsteht und frisst. Meistens muss ich ihm aber helfen. Wenn ich den Fressnapf im Haus aufstelle, muss Benni die Schwelle vom Garten in die Küche überwinden; das ist für ihn, anders als der Weg nach draußen, ein riesiges Hindernis. Ohne Hilfe geht das gar nicht. Man sieht förmlich seine verzweifelten Blicke, weil er Angst hat, einen Fuß falsch zu stellen und zu stürzen oder in dem Moment einfach nicht mehr weiß, wie das noch ging. Ich muss ihm dann die Füße anheben und die Schritt für ihn machen, bis er die Schwelle überwunden hat und alleine weitergehen kann. Er schaut mich hinterher immer ganz dankbar an, trottet langsam zum Fressnapf, leert das Ding in einem Zug und schmeißt sich wieder auf den Boden vor der Küchentür oder auf seine „Decke“.

Es ist wirklich schwer zu sagen, ob es dem Benni mit diesem Leben gut geht. Ich weiß nicht, ob er sein Leben so schwierig wahrnimmt, wie ich das sehe. Es ist ja für mich wirklich erbärmlich zu sehen, wie dem großen Hund die Hinterläufe zittern oder wie er einfach hinten einknickt und – platsch – der Länge nach hinfällt. Sein Appetit ist ungebremst, die Verdauung funktioniert hervorragend – wenn nicht die Hinterbeine wegbrechen, während er „seine Geschäfte“ verrichtet.

Ich glaube eigentlich nicht, dass es ihm wirklich gut geht dabei. Er wirkt ja jeden Tag mehr verunsichert und hilflos. Er freut sich zwar immer riesig, wenn ich ihm die Ohren kraule oder das Fell, aber er liegt schon auch viel sehr hilflos herum. Naja, ganz viel schläft er auch.

Ich weiß leider auch nicht wirklich, was ich machen soll. Morgen werde ich hoffentlich noch einmal den Tierarzt befragen können. Dann schreibe ich hier noch einmal mehr.

Bis dahin grüßt Dich lieb Dein Papa

P.s.: Ich habe es Dir nun auf zwei Postkarten am 26.8. und am 9.9., per Whatsapp-Nachricht an Frederik am 9.9., per Email an Deine Mama heute und in diesem Blog früher und heute angeboten, aber noch einmal: Wenn Du Benni sehen willst, werden wir einen Weg finden, um das zu ermöglichen.

P.s.2: Tierarzt Dr. Avenarius hat eben empfohlen, wir sollten noch einmal eine Kortisonspritze probieren. Die kriegt Benni am Freitag. Ich werde berichten.

9/11, Benni (wieder mal) beim Tierarzt und ‚was sonst noch geschah …

Lieber Matis, gestern war ja ein sehr düsterer Gedenktag. Vor zwanzig Jahren fand der Terroranschlag auf das World Trade Center und das Pentagon statt. Ich weiß noch, wie ich damals im Büro saß, an dem Nachmittag, und jemand rief, dass in New York ein grauenhafter Anschlag passiert sei und dass Flugzeuge in die Türme des World Trade Center gesteuert wurden. Ich habe dann sofort versucht, die Nachrichtenseite von CNN aufzurufen. Aber die war schon völlig überlastet. Ich habe dann auf der Internetseite der Tagesschau die deutlich weniger aktuellen Nachrichten abgerufen. Und ich habe auf den Kölner Dom gestarrt und gebetet, dass nicht auch dort ein Flugzeug hereinstürzt.

Ihr habt das bestimmt auch in der Schule besprochen. Die Terroranschläge, der Einmarsch in Afghanistan, die Jagd auf Al Quaida, auch in Deutschland. Hast Du Dich mal gefragt, wie Menschen zu einem solchen Hass fähig sein können, dass sie tausende unschuldiger Menschen töten (auch schuldige Menschen darf man natürlich grundsätzlich nicht töten)? Dazu habe ich ein passendes Bild gefunden (das m.E. auch für viele andere Streitigkeiten passt):

Gesundheitsbulletin von Benni: Ich habe, wie schon geschrieben, die OP verschoben. Da ich nicht weiß, wie sehr Benni nach der OP betreut werden muss, muss ich in der Lage sein, mir dann Urlaub zu nehmen. Das kann ich zur Zeit nicht. Stattdessen habe ich Benni’s Geschwulst noch einmal untersuchen lassen. Ultraschall etc. Sieht aber aktuell ganz gut aus. Was mir Sorgen macht: Benni’s Bewegungsradius wird immer kleiner. Im Garten bewegt er sich noch ganz gut. Aber im Wald legt er sich nach gut 100 Metern meist das erste Mal hin und ruht sich aus. Danach werden die Intervalle, Gehen-Hinlegen/Ausruhen-Gehen, immer kürzer. Er ist wirklich schwach geworden. Allerdings glaube ich, dass er im Garten nach wie vor sein Leben genießt:

Das Fell über dem Geschwulst musste der Tierarzt abrasieren, damit er das richtig untersuchen konnte. Ist übrigens, wie der Tierarzt sagt, für Golden Retriever und Labrador Retriever eine sehr übliche Alterserscheinung.

Was sonst? Hast Du Dir den Wahlkampf ein bisschen angeschaut? Ich hatte ja voe ein paar Wochen mal was zur Klimapolitik geschrieben. Das ist ja eines der dominierenden Themen im Wahlkampf. Hast Du mal geschaut, wie die Parteien das Problem der Digitalisierung lösen wollen? Das halte ich auch für eines der wichtigsten Zukunftsthemen. Denn da geht es um Infrastruktur (so ähnlich wie Autobahnen, Wasser-, Strom- etc. Versorgung), also etwas, was die Lösung anderer Aufgaben erst ermöglicht und dafür dringend erforderlich ist. Deutschland hat da eine Menge aufzuholen. Datennetze in ländlichen Gebieten, aber auch in der Stadt, Ausstattung von Behörden und Schulen mit IT, Digitalisierung der Ausweise etc. Leider haben sich die bisherigen Regierungsparteien dabei nicht „mit Ruhm bekleckert“. Aber schau doch einfach mal, was die wahlkämpfenden Parteien da so anbieten und überleg doch mal, wen Du wählen würdest, wenn Du jetzt schon wählen könntest.

Noch einmal zu Benni: Ich hatte es Dir ja schon in den Postkarten vom 26.8.2021 und vom 9.9.2021 zu Benni gesagt. Ich habe nun auch Frederik geschrieben, dass ich Benni gerne nach Aachen zu Frederik bringe, wenn Du ihn mal an einem Samstag oder Sonntag dort treffen willst. Wir können das so organisieren, dass Deine Mutter dagegen keine Einwände haben wird (ich meine wegen ihrer Bemühungen, dich radikal abzuschotten) – ich glaube, Du musst selbst entdecken, dass sie damit „Matis gehört allein mir“ aussagt, wenn sie regelt, wen Du sehen darfst und wen nicht, so wie sie 14 Jahre lang den Michael radikal von jeglichen Informationen über Dich ausgeschlossen und überall schlecht gemacht hat.

Also, überleg Dir, ob ich Benni mal nach Aachen bringen soll.

Liebe Grüße von Deinem Papa

P.s.: Ich stelle noch einen Brief von Bernhard Mensen – Du erinnerst Dich an den Freund von Omi und Opi, der Architekt ist – in den Login-Bereich. Den schrieb er neulich, als er den Film „The Father“ mit Anthony Hopkins gesehen hatte. Bernhard beschreibt ein paar sehr bewegende Gespräche mit dem Opi aus dessen letzten Jahren. Ich werde mich freuen, wenn Du das liest.

Omi geht es nicht gut, Tevjes Jungens …

Lieber Matis,

am Wochenende war ich in Nortmoor. Gestern war alles sehr schön. Heute ganz schlimm.

Gestern kam ich am frühen Abend. Die Omi und Lisa waren gerade von der Insel Juist zurückgekommen, wo sie zusammen mit Marie ein paar Tage Urlaub gemacht hatten. Ich hatte Dir das Foto in den Blog eingestellt. Die drei waren ganz happy.

Soweit so gut. Gestern Abend war Omi sehr müde und ging früh schlafen. Ich war mit Benni bei Susanne und Meinolf und Lisa und Moritz. Da waren natürlich die Welpen von Tevje. Die sind echt süß. Und zwei haben gleich angefangen, mit Benni zu spielen und Benni hat alles mit sich machen lassen. Ein toller Hundeopa ist der Benni. Bilder bekomme ich noch.

Naja, heute Morgen war alles nicht mehr so schön. Beim Frühstück mit Omi merkte ich plötzlich, dass sie ihre Sätze nicht vervollständigen konnte und ihr die einfachsten Wörter nicht mehr einfielen. Sie atmete schwer und sie fühlte sich nicht gut. Erst hat sie sich noch einmal ins Bett gelegt. Dann sind wir mit ihr zum Krankenhaus gefahren. Aber wir wissen immer noch nicht, was jetzt wirklich passiert ist. Morgen wird sie weiter untersucht. Ich hoffe, dass es nichts Schlimmes ist.

Soweit erst einmal der Bericht vom Wochenende. Wegen der vielen Staus und wiel ich so spät weggekommen bin, ist es jetzt schon 11 Uhr und ich muss ins Bett.

Es grüßt Dich ganz lieb Dein Papa

Wie war die erste Woche Schule nach den Ferien?

Lieber Matis, wie war’s in der ersten Woche nach den Ferien und jetzt in der Oberstufe? Jetzt seid ihr die Großen.

Ich hoffe, Du bist mit Deinem Stundenplan zufrieden. Es würde mich natürlich schon interessieren, welche Fächer Du gewählt hast. In der EF hat man noch keine Leistungskurse, oder? Aber man muss ja schon einige Wahlen treffen. Ich habe auf der Bilingo–Internetseite mal geschaut, was so angeboten wird. Deine Technik-Lehrerin war ja am 1.7. bei der Zeugnisübergabe so begeistert von Dir. Ich nehme deshalb an, dass Du Physik gewählt hast. Auch Chemie? Und hast Du jetzt Spanisch- oder Italienisch-Unterricht? Interessieren würde mich natürlich auch, ob Du Philosophie oder Religion gewählt hast? Und was ist mit der bilingualen Ausrichtung, machst Du das weiter, Geschichte mit der netten Frau Müller? Oder eher Erdkunde?

Bei mir war die Woche relativ normal. Außer der Freitag. Da war ich von einem Mandanten zum Strategiemeeting des Unternehmens eingeladen worden. Wir haben uns ganz weit weg von allem in Burgbrohl (Eifel bei Maria Laach) in der Burg getroffen. Das war wirklich ein sehr schönes Hotel und der Austausch bis Samstag zum späteren Nachmittag hat viel Spaß gemacht.

Danach bin ich dann schnell nach Hause gefahren und abends noch zum Rursee. Ich habe nämlich zur Zeit „Stegdienst“ im Bootsverein. Du erinnerst Dich sicherlich, dass die Stege immer dem Wasserspiegel des Rursees angepasst werden müssen. Da der Wasserstand zur Zeit ca. 1 Meter in der Woche fällt, musste ich gestern Abend noch einmal nachschauen. Aber ich habe das genossen. Du weißt ja wie schön und friedlich der Rursee gerade abends ist. Wasserkaempfer im Abendlicht:

Von den „Leeranern“ hatte ich Dir ja geschrieben, dass die Tevje vor fast 4 Wochen Welpen bekommen hat. Die sind wohl jetzt schon seit ein paar Tagen ganz agil und laufen umher. Das macht vermutlich ordentlich Arbeit. Hier hält Lisa eines auf dem Schoß:

Außerdem hat Jonas in der letzten Woche gemeldet, dass er nun ein Auto hat:

Schick, nicht wahr? Ich glaube, es geht ihm richtig gut. Ich freue mich sehr darüber.

Am letzten Wochenende ist die Omi mit Lisa und Marie für eine Woche auf die Insel Juist gefahren (in Niedersachsen sind jetzt noch Schulferien). Das haben die drei im letzten Jahr schon einmal gemacht. Sind sie nicht süß, die drei?

Benni geht es wieder richtig gut, glaube ich. Er hat keinen Durchfall mehr und das Aufstehen klappt eigentlich auch ganz gut. Und das, obwohl ich das Kortison und das Schmerzmittel abgesetzt habe. Morgen kriegt er wieder eine neue Librela-Spritze, denn das scheint ihm gut zu helfen. Dann erfahre ich auch, was die Blutuntersuchung und die Kotuntersuchung in der letzten Woche ergeben hat. Zur Zeit bin ich eigentlich wieder ganz zuversichtlich, dass der alte Herr noch viele Monate vor sich hat. Habe mir in der letzten Woche ein Buch für Hundesenioren gekauft (etwas spät, zugegeben):

Ich wünsche Dir eine schöne Woche! Liebe Grüße von Deinem Papa