One of these days …

Lieber Schinski,

heute war echt viel los; ich hatte drei Video-Konferenzen. Aber es war auch nett.

Ab 17:00 Uhr noch eine kurze Kölner Partnerversammlung. Am Ende verabschiedete sich ein älterer Partner, der zum Jahresende ausscheidet und für den das die letzte Partnerversammlung war. Er erzählte aus der Vergangenheit von einer Versammlung vor 7 Jahren, in der es um die Anschaffung einer neuen Video-Konferenz-Anlage ging. Die wurde dummer Weise während der Diskussion immer teurer und die Diskussion damals muss sehr hitzig gewesen sein. Bis einer der älteren Partner meinte: „Wir machen das nicht und versaufen statt dessen das Geld.“ Das war im Grunde dann das (vorläufige) Ende der Diskussion und der Beginn einer längeren Biertrinkerei der Partner an dem Abend. Die Anlage wurde später doch angeschafft.

Ein bisschen wie bei Asterix, oder? Leider gab es heute Abend kein Bier, weil wir Corona-Compliance-gemäß online getagt haben. Das Bier gibt es heute Abend zuhause.

… mal schauen, was im Fernsehen ist.

Liebe Grüße von Deinem Papa

Ein schönes, passendes Gedicht für Dich, lieber Matis (von Rudyard Kipling, der Autor vom Dschungelbuch)

Wenn Du beharrst, da alle um Dich zagen und legen Ihren Kleinmut Dir zur Last, vertrauen zu Dir bewahrst, da andere Dir’s versagen, doch auch Verständnis für Ihr Zweifeln hast.

Wenn Du zu warten weisst, und bleibst gelassen, betrogen fern Dich hältst von dem Betrug.

Wenn Du gehasst, Dich hütest mitzuhassen – und doch zu gut nicht scheinst, noch sprichst zu klug.

Wenn träumend Du nicht singst im Traume sumpfe und – denkend – Denken nicht zum Ziele Dir machst.

Wenn Du begegnend Unglück und Triumphe, die zwei Betrüger gleicher weis verlachst.

Wenn Du die Wahrheit, die Du sprachst, kannst hören, von Buben frech zum Narrenfang verdreht, kannst zuschauen, wie Sie, was Du schufst, zerstören, Dich beugst und baust bis es von Neuem steht.

Wenn Du vermagst, was Du nur hast, zu raffen, und legst auf eine Karte alles hin, verlierst und fängst von vorne an zu schaffen und wirst dabei die Miene nicht verziehn.

Wenn Du das Herz, die Nerven und die Sehnen zum Dienst zwingst, da sie letzte Kraft verlässt, da stehst mit hart zusammen gebissenen Zähnen, wenn nichts als nur der Wille sagt! Steh fest, steh fest.

Wenn Du dem Volke reinen Wein kannst schenken, mit Königen im schlichten Umgang stehen.

Wenn weder Feind Dich kann, noch Freund Dich kränken, wenn alle nah, doch nicht zu nah Dir gehen.

Wenn Du jede Stunde erfüllst mit Ihrem Werte, dass keine je vergeblich Dir zerrann.

Dein ist mit allem, was sie trägt, die Erde, und mehr als das, mein Sohn – Du bist ein Mann.

Blockchain-Konferenz + Omis Geburtstag

Lieber Matis,

am Donnerstag war ich bei einer Konferenz zur Anwendung von Blockchain-Technologie. Natürlich ging es darum, wie Banken und FinTech-Unternehmen von dieser Technologie profitieren können.

Du hast bestimmt schon davon gehört. Weißt Du noch als wir zusammen im Sommer 2016 in Cannes Urlaub gemacht haben. Da habe ich zwei Tage lang einen Beitrag für das Bankrechtshandbuch schreiben müssen, genau über dieses Thema. Vielleicht erinnerst Du Dich noch. Damals habe ich mir ein Buch von Antonopoulos durchgelesen: „Mastering Bitcoins“. Es war eine Erläuterung wie Bitcoins entstehen.

Im Grunde beruhen Bitcoins vor allem auf einem Mechanismus, die Echtheit einer Transaktion zu verifizieren. Die Hauptaufgabe des Erfinders war es, zu gewährleisten, dass nur der wirklich berechtigte Inhaber von Bitcoins diese übertragen kann. Dafür hat er sich ausgedacht, dass jeder Bitcoin jeweils durch einen öffentlichen und einen privaten kryptographischen Schlüssel gesichert wird. Der öffentliche ist eine Adresse, die überall einsehbar ist. Der private Schlüssel ist nur dem Inhaber bekannt. Nur wenn ich den privaten Schlüssel korrekt eingebe, kann ich den Bitcoin an einen anderen Teilnehmer des Bitcoin-Netzwerks transferieren. Dabei wird jede Transaktion von einem dritten Teilnehmer des Bitcoin-Netzwerks (einem Node) geprüft, der (unter Einsatz von viel Rechnerleistung) sämtliche Berechtigungen an dem Bitcoin bis zu dessen Entstehung zurückverfolgt. Wenn ein Node so etwa 250 Transaktionen geprüft hat, darf er diese in einem sogenannten Block zusammenfassen, abschließen und dann der Kette vorher geprüfter Blöcke, also der Blockchain, hinzufügen. Wenn er diese Prüfung erfolgreich abgeschlossen hat, darf er dafür einen Bruchteil eines neuen Bitcoins gewissermaßen als Entlohnung selbst schaffen (man sagt „schürfen“, engl „mining“).

Der Bitcoin ist dabei eine Art Muster für andere Kryptowährungen und kryptologische Verfahren, wie Ethereum, Litecoin, Ripple und andere. Es entstehen laufend neue solcher Blockchain-Anwendungen. Großes Hype-Thema ist der Non-Fungible Token. Du kannst ja mal selbst nachlesen, was das ist.

Ursprünglich, als ich mich in 2013 erstmalig damit befasst habe, hatte ich mal geglaubt, dass Bitcoins & Co bald die staatlichen Währungen (Euro, US-Dollar und andere) ablösen werden. Das sieht aber nicht danach aus. Bitcoins sind aktuell vor allem Spekulationsobjekte, weil der Kurs sich rasant entwickelt hat. Die Gesamtzahl der Bitcoins ist nämlich technisch begrenzt, d.h. irgendwann bald ist die maximale Anzahl erreicht, und Verknappung macht ein Gut teurer, das ist ein ehernes volkswirtschaftlichen Gesetz. Als ich in 2016 meinen Buchbeitrag dazu verfasste, lag der Kurs bei rund 1.000 US-Dollar. Danach ist er mal gefallen, mal gestiegen, aber lag schon im nächsten Jahr bei rund 10.000 US-Dollar. Aktuell kostet ein Bitcoin rund 60.000 US-Dollar.

Vor zwei Jahren entwickelte Facebook eine eigene Kryptowährung mit Namen „Libra“. Ich habe selbst einige Vorträge dazu gehalten. Libra, die zwischenzeitlich in „Diem“ umbenannt wurden, ist aber irgendwie wieder vom Erdboden verschwunden. Man hört nicht mehr viel davon.

Vielleicht hat Dich das ja ein bisschen interessiert.

Heute und gestern war ich übrigens in Nortmoor. Wir haben Omis Geburtstag heute mit einem Brunch nachgefeiert.

Ich wünsche Dir eine schöne Woche! Liebe Grüße von Deinem Papa

Bötchen wieder im Trockenen

Lieber Schinski,

am Donnerstag habe ich mir einen Tag frei genommen, bin zum Rursee gefahren und habe den wasserkaempfer aus dem See geholt. Es war ein kalter, aber wunderschön sonniger Novembertag. Der See war komplett leer, also ausgenommen natürlich die Vögel (und vermutlich auch Fische). Reine Idylle mit prächtiger, bunter Herbstkulisse:

Ziemlich genau drei Jahre und einen Tag vorher (10.11.2018) haben wir das noch gemeinsam gemacht. Du hast natürlich gesteuert.

In diesem Jahr war ich leider nur im Mai/Juni und im August häufig am Rursee. Im August an jedem Wochenende, weil ich Stegdienst hatte. Da bin ich auch ein paar Mal im Rursee geschwommen; weißt Du noch, wie schön das ist, in dem glasklaren Trinkwasser zu schwimmen? In dem heißen Sommer 2018 haben wir das ja sehr oft gemacht. Dieses Jahr war ja im Vergleich ein eher lausiger Sommer. Schauen wir mal, was das nächste Jahr bringt.

Heute habe ich zuhause ein bisschen aufgeräumt. Dabei ist mir ein Briefchen von Mum Bassett in die Hände gefallen. Sie hatte zu Weihnachten alles Mögliche geschickt. Du erinnerst Dich bestimmt noch an den handgeschnitzten Schuh, der noch heute auf meiner Fensterbank in meinem Arbeitszimmer steht. Für Dich hatte sie auch einige Kleinigkeiten eingepackt, aber ich weiß nicht mehr genau was.

„+ Matis things are what I thought our young lad would like!!“ hat sie geschrieben. Sie hat ja von Dir am Telefon immer als „How is my little boy?“ gesprochen.

Nun denn, my big boy, hab ein schönes Wochenende und eine schöne Woche! Was auch immer sie Dir bringen wird. Es grüßt Dich lieb Dein Papa

Magst Du auch Supasalad?

Lieber Matis, freitags gehe ich immer mittags zu Supasalad auf der Deutzer Freiheit und hole mir da einen großen Falafel-Salad. Da ist echt lecker und ich habe immer den Eindruck, dass ich mich dann richtig gesund ernähre. Naja.

Wenn ich Falafel esse muss ich übrigens immer an unsere Falafel-Sandwiches in Akko denken. Kannst Du Dich noch erinnern an unseren Ausflug dahin erinnern?

Mittags gab es dort für jeden ein Falafel-Sandwich. Ich fand das enorm lecker. Vielleicht hatte ich einfach nur viel Hunger. Außerdem war das richtig schön dort, die alte Stadt mit den fetten Festungsmauern, der Markt mit den Gewürzen und den Fischständen und diese wunderbare orientalische Umgebung. Also, wenn ich mir freitags meinen Supasalad-Falafel-Salat abhole muss ich immer daran denken. Schönes Gefühl.

Heute habe ich morgens lange mit Wilhelm telefoniert. Seine Mutter ist ja Anfang Oktober verstorben und es geht ihm nicht so gut. Wir haben natürlich auch über die „guten alten Zeiten“ geredet. Zwei unserer Schulkameraden haben ja in der letzten Zeit immer wieder Romane veröffentlicht und ich habe jedenfalls einige davon gelesen. Teilweise ist das schon ein komisches Gefühl, von Leuten Romane zu lesen, die man früher mal ganz gut kannte. Das ist natürlich nicht immer so. Den „Dorfroman“ von Christoph Peters, der sich mit dem geplanten Atomkraftwerk („Schneller Brüter“) in Kalkar befasst, fand ich hochinteressant und er ist toll recherchiert. Ich finde es ganz prima, dass er diese Zeit (70er und 80er Jahre) noch einmal in einem Roman dargestellt hat. Das war ja die Gründungszeit der Partei Die Grünen. Vielleicht willst Du das auch mal irgendwann lesen (ich hatte schon früher mal darüber hier im Blog geschrieben).

Was bewegt Dich gerade? Vielleicht irgendwelche Klassenarbeiten und die Schule? Ich nehme an, dass Du nach Deinen tollen Noten im Technikunterricht in der 10. Klasse jetzt Physik und Chemie gewählt hast. Ich fände das toll, wenn Du hier Deinen Weg gehen würdest.

Ursprünglich hatte ich mal geplant, zu Thanksgiving (25.11.) wieder in die USA zu reisen, um die Bassetts (den Rest der Bassett-Family) zu treffen. Daraus wird jetzt leider nichts. Das hat auch mit Corona zu tun. Mal schauen, was der November noch so bringt.

Für heute sendet Dir liebe Grüße Dein Papa

Bist Du eigentlich noch beim Taekwondo?

Lieber Matis,

am Freitag habe ich am späten Nachmittag mit den Kollegen noch ein Glas Bier getrunken. Ich hatte Dir das ja mal Ende 2018 gezeigt: Es gibt das „Bickendorfer Büdchen“ in der Kanzlei, das ist unsere kleine Bar mit Blick auf den Dom. Sehr nett. Dort steht, wie Du Dich vielleicht auch noch erinnerst, der Bierkühlschrank für das Feierabendbier. Naja, da kam am Freitagabend das Gespräch auf die Sportarten der Kinder. Ein Kollege meinte, er holt seinen Sohn gleich noch vom Judo ab. Da habe ich dann gesagt, dass mein Sohn Taekwondo betreibt, und im nächsten Moment habe ich mich gefragt, ob das eigentlich überhaupt noch der Fall ist. Ich weiß es halt nicht.

Deine Mutter hatte es im letzten Jahr (ich meine im November, als wieder Lockdown anstand) mal so gesagt, als ich ihr anbot, dass ich Dir Tennistrainerstunden besorgen würde, wenn Du das wolltest und sobald das wieder möglich wäre. Naja, ich habe nichts mehr davon gehört. Aber das Angebot steht natürlich noch.

Habe ich Dir eigentlich schon meinen Postkartenbaum in der Küche gezeigt:

Das sind alles Kopien der Postkarten, die ich Dir mal geschickt habe (mit Ausnahme nur der einen von Deiner Zeugnisfeier im Juli; die habe ich nur Deinem Patenonkel Knut geschickt).

Was hat das lange Wochenende für Dich gebracht? Hast Du einen Freund besucht oder warst Du bei irgendeiner Party (das läuft doch bei Euch jetzt bestimmt viel)? Ich habe ein gutes Buch gelesen. Von Gregor Hens (das ist ein Klassenkamerad von mir) den (autobiographischen) Roman Missouri. Er hatte dort (zu derselben Zeit wie ich in Iowa war) sein Schüleraustauschjahr verbracht und war sieben Jahre später als Dozent und später als Professor zurückgekehrt.

A propos Buch: Übrigens habe ich Jasper Jörgensen zur Konfirmation (vor ein paar Wochen) ein Büchlein geschenkt. Eine Biographie von Leonardo Da Vinci, die ich auch im Alter von 14/15 Jahren gelesen habe. Sieht ziemlich dick aus, liest sich aber wirklich wie ein mittelalterlicher Abenteuerroman (ähnlich wie „Der Name der Rose“), wie Du sie magst.

Ich habe Dir auch ein Exemplar besorgt. Es liegt auf Deinem Schreibtisch (neben dem Adventskalender von 2020, dem Stein und dem Armband, die ich Dir aus Sanary mitgebracht habe, und Deinem wasserkaempfer-Crew-T-Shirt) in Deinem Zimmer hier im Lärchenweg (sonst ist alles unverändert).

Liebe Grüße zu Halloween schickt Dir Dein Papa

Omi wieder in Nortmoor

Lieber Matis, eben komme ich aus Nortmoor zurück. Ich habe heute Morgen noch mit der Omi bei ihr gefrühstückt, dann mich bei den anderen Terlaus verabschiedet und bin nach Hause gefahren. Das war eine nette Ferienwoche. Die Omi war eine Woche bei mir im Lärchenweg. Eigentlich ist nicht viel passiert. Wir haben viel gequatscht, über Aktuelles und die guten alten Zeiten. Ich habe mir überwiegend frei genommen. Ein paar Termine musste ich in der Kanzlei und online absolvieren. Aber das war schon ganz ok.

Gestern Abend war ich noch länger bei Susanne und Meinolf. Wir haben uns dabei Bilder von ihrer Bretagne-Reise im Herbst 2019 angeschaut. Da haben sie zu ihrem 25. Hochzeitstag mit allen Kindern eine Woche auf der Halbinsel Quiberon verbracht. Sehr schöne Landschaft; das hätte Dir sicherlich gut gefallen.

Ein paar Ähnlichkeiten konnte man mit Cornwall ausmachen. Erinnerst Du Dich noch an unsere Reise nach Cornwall?

Bei den Terlaus wimmelt es aktuell übrigens von Hunden. Ich hatte Dir ja geschrieben, dass Tevje Junge bekommen hat. Zwei haben sie behalten: Tebbe und Theo, letzterer Lisas Hund. Ich glaube, auf den Bildern (von Texel, wo die Terlaus aus Nortmoor in der letzten Woche waren) das ist Tebbe, den Susanne behalten hat.

Nächste Woche wird die Omi am 27.10. 87 Jahre alt. Vielleicht willst Du ihr ja Glückwünsche schicken. Darüber würde sie sich natürlich ganz besonders freuen.

Zum Schulstart nach den Ferien schickt Dir liebe Grüße Dein Papa

P.s.: Im Login-Bereich findest Du noch einen weiteren Brief aus der letzten Woche. LG P.

Benni

Lieber Matis, die Urne steht jetzt im Lärchenweg. Sie ist aus ungebranntem Ton. Man darf sie überall in der Erde vergraben. Wenn Du mir sagst, wo ich sie bestatten soll, dann mache ich das gerne.

Liebe Grüße von Deinem Papa