Lieber Matis, ich hoffe, es geht Dir sehr gut und Du hast schöne Sommerferien verbracht. In drei Tagen geht die Schule wieder los für Dich; die Oberstufe bringt für Dich sicherlich einige Neuerungen mit sich, auf die Du Dich bestimmt freust.
Ich hatte Dir in der vorletzten Woche einen Brief zu Benni geschrieben und hier im Block auf eine Nachricht, ob Benni am 18.8. zu Euch kommen soll. Deine Mama meint ja (hat sie mir gestern Abend in einer Email geschrieben), dass er besser im Lärchenweg bleiben soll, weil er die Eingangstreppe in der Raschdorffstraße möglicherweise nicht mehr bewältigen kann. Das glaube ich auch. Ich nehme an, dass Ihr darüber gesprochen habt.
Hier nochmal „Benni op der Jass“. Das war im Urlaub. Eigentlich ging es ihm hinterher ganz gut. Er hatte nur anfangs viel Durchfall. Während der Rückfahrt trat das dann wieder auf. Jetzt scheint es ihm, auch dank Behandlung durch die Tierärzte, wieder ganz gut zu gehen. Er läuft natürlich keine großen Strecken mehr, aber seine Entdeckungsfreude ist nach wie vor groß und er frisst mit großem Appetit. Benni ist halt ein echter Senior. In Frankreich habe ich den Leuten, die uns so auf der Gasse sitzen sahen, immer gesagt, er sei ein „Grand Seigneur“. Da haben immer alle gelacht. Heute habe ich mir noch ein Büchlein „Hunde im Alter“ bestellt. Ich glaube, dass Benni trotz seiner Beschränkungen dennoch eine schöne Zeit haben kann. Er liegt viel im Garten und schläft viel. Aber kleine Ballspiele kriegen wir noch hin und die kurzen Spaziergänge genießt er – und ich auch.
Gestern Abend, als ich vom Rursee zurückkam (Segeln und danach echt schönes Schwimmen), ist Benni (vor Freude!) richtig getrabt als es in den Wald ging.
Wir könnten überlegen, ob ich Euch Benni einfach mal für ein Wochenende gebe, wenn ihr nach Aachen zur Oma fahrt, wo ja alles ohne (große) Treppen zu erreichen ist. Ich kann Dir auch mal Benni für einen Spaziergang vorbeibringen. Das würde ihm bestimmt sehr gut gefallen. Du kannst natürlich auch Benni jederzeit hier abholen und mit ihm spazieren gehen.
Ich wünsche Dir jetzt erst einmal noch zwei schöne Ferientage und dann einen prima Start in das neue Schuljahr! Liebe Grüße von Deinem Papa
Lieber Matis, was machen wir mit Benni am 18. August? Kommt er zu Euch? Schafft er die Treppenstufen hoch zu Eurer Wohnung? Hast Du Dir dazu Gedanken gemacht?
Lieber Matis, jetzt liegt mein Urlaub schon 5 Tage zurück. Naja, der Alltag hat mich wieder – fast. Benni hält mich ziemlich auf Trab.
Hast Du meinen Brief zu Benni erhalten?
Heute war ich zum zweiten Mal in dieser Woche mit ihm beim Tierarzt. Er wirkt ziemlich schlapp. Am Anfang der Woche war ich ja ziemlich besorgt, weil er schon wieder Durchfall hatte. Dann hat der Arzt ihn getestet, Blut abgenommen und mit Ultraschall den Bauch abgesucht, aber nichts gefunden, außer dass Benni (geringfügig) zu wenige rote Blutkörperchen hat. Das führt natürlich auch dazu, dass man sich schlapp fühlt. Wegen des Durchfalls hat er zwei Spritzen und noch zusätzlich Tabletten bekommen. Und ich muss ihn jetzt 4-5 Mal am Tag mit Reis und Hühnerfleisch füttern. Das schmeckt ihm prima und es sieht richtig gut aus, wie er das schnell wegschlabbert. Aber dann schläft er ganz viel und oft will er zum Spazierengehen nicht aufstehen. Heute war ich wieder beim Arzt. Das Blutbild hat sich aber nicht verändert, nicht besser, nicht schlechter geworden. Was er genau hat, weiß ich aber auch noch nicht.
Immerhin habe ich eben mit ihm ein bisschen im Garten mit dem Ball spielen können und er ist (sehr langsam) hinter dem Ball hergelaufen.
Jetzt ist erst einmal Wochenende. Ich muss mich um das Boot auf dem Rursee kümmern – hoffentlich ist es nicht durch das Hochwasser beschädigt worden. Und dann werde ich mich um Benni kümmern.
Aus dem Urlaub, das noch dazu, habe ich Dir zwei kleine Sachen mitgebracht.
Den Stein habe ich auf dem Markt in Sanary gekauft. Früher mochtest Du ja solche Steine sehr gerne. Das Armbändchen habe ich in einem Geschäft in Sanary gekauft, nachdem ich gesehen habe, dass sehr viele Jugendliche (vor allem Jungen) in Deinem Alter dort solch ein Armband mit einer Muschel trugen. Vielleicht findest Du das schön und vielleicht schaffen wir es, das Dir irgendwie zukommen zu lassen.
Lieber Matis, gestern Abend war es dann wohl soweit. Die Tevje hat ihre Nachkommen geboren. War wohl ein längerer Akt und Susanne und Lisa hatten bis morgens um 3 Uhr, wenn ich das richtig aus den verschiedenen Fotos und Whatsapp-Nachrichten abgelesen habe, als Geburtshelfer zu tun. Echt süß die Kleinen:
Benni haben die Bilder eher „kühl“ gelassen.
Ich glaube, es geht ihm wieder viel besser. Er frisst (seine Schonnahrung) mit großem Appetit und fühlt sich sichtlich gut bei den vielen kleinen und etwas größeren Spaziergängen. Gestern Abend, als es gegen 18:00 Uhr schon deutlich kühler wurde, sind wir zu einem wunderschönen Waldgebiet gefahren (wo ich in der letzten Woche schon mit Rad gewesen war). Da die einzige Straße dort für den Autoverkehr gesperrt war, habe ich das Auto vor der Absperrung geparkt und wir sind ziemlich bequem eine schöne Strecke im Wald spaziert. (Leider kapiert Benni das Fotografieren mit dem Selfie-Stick noch nicht so gut.)
Und vorgestern, kleine Besichtigungstour nach Marseille. Benni hat den Nachmittag in der klimatisierten Küche im Haus geschlafen. Marseille wäre sicherlich zu heiß für ihn gewesen. Ich fand es ganz schön. Ich habe hier ein paar Bilder vom alten Hafen und von dem „Spiegelpavillon“, das Norman Foster entworfen hat. Aber am schönsten war hinterher die Rückfahrt am Strand von Marseille entlang mit Blick auf das Chateau d’If (darin befindet sich das Gefängnis, in dem die Geschichte des Grafen von Montechristo von Alexandre Dumas seinen Ausgang nahm). Vom Strand habe ich während der Autofahrt keine Bilder machen können.
Das Eis sieht aus, wie das in Deiner Lieblingseisdiele in Antibe, erinnerst Du Dich noch? Marseille war schon ein Highlight, aber wirklich schön sind die abendlichen Streifzüge durch den Hafen oder durch das Städtchen Sanary. Da gibt es immer mal was zu entdecken (z.B. blühende Kakteen) und Benni hat nun auch schon eine ganz gute Orientierung (er zieht die Leine in die ihm vertrauten Richtungen :-)). Liebe Grüße sendet Dir Dein Papa
Lieber Matis, der Urlaub ist sehr schön und ich genieße auch einen Teil der Zeit. Leider macht mir Benni immer wieder große Sorgen.
Heute war ich mit ihm beim Tierarzt. Er hat seit Sonntag Durchfall – gestern und heute Morgen sehr intensiv. Die Tierärztin meinte, dass Benni vermutlich das Medikament gegen die Arthrose nicht verträgt und ihm das zu sehr auf Magen und Darm schlägt. Sie hat mir deshalb ein anderes Medikament empfohlen und hat zusätzlich dem lieben Benni eine strikte Diät und Behandlung für die nächsten 8 Tage verordnet. Hoffen wir, dass er sich wieder fängt. Heute Morgen machte er einen ganz deprimierten Eindruck.
Gestern Abend habe ich eine wunderschöne Radtour gemacht. Es ging von der Küste rauf auf einen Berg, auf dem sich die Kapelle Notre Dame du Mai befindet. Diese liegt gute 500 Meter oberhalb des Meeresspiegels. Die Tour war nicht unanstrengend, aber zu bewältigen. Der Blick oben auf dem Hügel war berauschend. Sie selbst:
Marie und Moritz schreiben auch eifrig. Sie sind auf dem Weg nach Kroatien, zusammen mit einer Jugendgruppe der Pfarrei Sankt Marien in Leer. Heute Morgen früh sind sie durch Österreich gefahren (müssten also jetzt schon angekommen sein).
Jetzt ist es 17 Uhr. Ich werde gleich mal dem Benni seine Schonkost geben und heute Abend mit ihm wieder eine große Runde durch den Hafen drehen. Das mag er sehr. Hoffen wir, dass er sich wieder fängt.
Was machst Du Schönes? Lesen, Schwimmen, Tauchen, Dich mit Freunden treffen? Gestern am frühen Nachmittag war ich auch im Meer. Ich habe mit den Flossen und der Taucherbrille ein bisschen in der Nähe von Felsen nach Fischen und Quallen Ausschau gehalten. Hat mich an unsere „Tauchgänge“ in Cannes in 2016 erinnert, als wir beide mit Flossen, Taucherbrille und Schnorchel ausgerüstet, dort echt lange das Meer untersucht haben.
Lieber Matis, Urlaub mit einem alten Senior-Hund ist nicht ganz einfach. Benni hat auch heute, Tag 4 in Südfrankreich, noch ein bisschen mit der Umstellung zu kämpfen. Ich habe gestern Abend schon den „tierärztlichen Notdienst“ in Form meiner Schwester befragt, wie ich mit Bennis anhaltendem Durchfall umgehen soll. Tip: Bananen, Reis mit Brühe und Perenterol. Das habe ich jetzt besorgt und Benni scheint nun bessere Verdauung zu haben. Sonst macht er eigentlich keine Anzeichen, dass es ihm schlecht geht – er schnüffelt sich durch das kleine Städtchen Sanary, er frisst hin und wieder Taschentücher auf der Straße und reißt enorm an der Leine, wenn irgendwo etwas gut für ihn riecht. Naja, eigentlich der alte Benni. Was in seinem Bauch los ist, kriege ich natürlich nur über die äußeren Anzeichen mit.
Morgens stehe ich immer schon um 7:30 Uhr auf und gehe mit Benni durch den Park bis zum Meer. Um die Uhrzeit ist es noch recht kühl draußen und die Stadt ist menschenleer. In der Nähe des Parks wird dann der Obst-, Gemüse-, Fisch und Fleisch-Markt aufgebaut, ähnlich wie wir das damals 2016 in Cannes erlebt haben, nur viel kleiner und beschaulicher.
An dem Stand habe ich heute Morgen ein bisschen Obst gekauft und dann von der Verkäuferin für Benni noch zwei (reifere) Bananen geschenkt bekommen, die der Obsthändler offenbar wegwerfen wollte. Ich habe ihr erzählt, dass Benni Bananen liebt. Da war sie ganz entzückt. Nach dem Frühstück bin ich zu einem etwas entlegeneren Strand gegangen; Benni habe ich zuhause gelassen. Dort konnte man toll schnorcheln. Es war zwar am Strand sehr voll, aber im Wasser befanden sich keine 10 Personen. Und das Wasser toll blau.
Gestern bin ich nachmittags mit dem Fahrrad ein bisschen an der Küste entlang gefahren. Das Rennrad habe ich dabei; leider meine halbe Ausrüstung vergessen, so dass ich ein bisschen improvisieren musste. Aber es war eine sehr schöne Tour zu einem anderen malerischen Ort, Saint-Cyr-sur-Mer.
Was machst Du so? Ich hoffe, Du kannst auch irgendwo Sommer, Sonne und Meer genießen. Liest Du viel? Ich habe bisher vor allem die Zeitung (über mein Smartphone) gelesen. Die ganzen Katastrophenberichte über die Ahr und die Eifel. Man kann ja vermutlich vor allem durch Spenden helfen. Das werde ich natürlich tun.
Leider machen die kandidierenden Politiker alle keine bella figura bei dem ganzen Drama. Laschet hat sich jedenfalls mal richtig mies gezeigt. Das ist ein echt starkes Stück. Man fragt sich wirklich, wie das im September ausgehen soll. Durch die Flutkatastrophe wird der Klimaschutz als Wahlkampfthema noch zentraler, aber man weiß nicht so recht, wer von den Kandidaten dazu die richtigen Antworten hat.
Die anderen Themen geraten total ins Hintertreffen. Hast Du Dir schon einmal über Digitalisierung als politische Herausforderung Gedanken gemacht. Wahrscheinlich schon. Deine Technik-Lehrerin in Deiner Schule (habe ich zufällig am 1.7. am Schultor gesprochen, weil sie später kam) war ja ganz begeistert von Deinem Wissen und von Deiner Mitarbeit im Technikunterricht. Dann hast Du Dir bestimmt darüber Gedanken gemacht, was es bedeutet, dass Deutschland in punkto Digitalisierung im Vergleich zu den anderen Industrienationen ziemlich abgeschlagen ist. Ich schreibe mal in einem weiteren Post dazu.
Ich wünsche Dir jetzt erst einmal einen wunderschönen Sommer! Liebe Grüße sendet Dir Dein Papa
Lieber Matis, puh …. Bin etwas außer Atem. Aber endlich im Urlaub.
Heute Morgen mit Benni beim Frühstücken. Das war sehr gemütlich heute Morgen. Bin mit Benni um 7:30 schon durch den Park in Sanary gegangen, am Meer entlang. Dann Benni’s Magentablette, Reiskochen und Croissants holen (Bäcker ist nebenan). Lecker Nespresso-Espresso auf der Gasse. Ein schöner gemütlicher Morgen.
Benni nach dem Frühstück. Er kriegt jetzt immer morgens eine Mahlzeit und abends. Das bekommt ihm besser und außerdem kriegt eine Magentablette, damit das Kortison und das Schmerzmittel, das er jetzt schon so lange nimmt, nicht seinen Magen und Darm noch mehr angreift.
Aber noch einmal der Reihe nach: Die letzte Woche war echt anstrengend. Am Mittwoch war infolge der Regenfälle Wasser im Keller. Es kam über die Kanalisation rein. Nicht so wahnsinnig viel, aber immerhin gut 5 cm Höhe. Die sind dann ab 20:00 Uhr, als der Regen aufgehört hatte, über den Sickerschacht und die Schwimmpumpe darin wieder rausgelaufen. Ich habe bis morgens um 1 Uhr den Keller – so gut wie möglich – trocken gewischt. Ich glaube, das hat einigermaßen geklappt. Echt anstrengend. Ich hoffe, dass der Rest gut austrocknet.
Am Donnerstag dann noch Übergabe im Büro. Ist ja auch nicht einfach für die Kollegen, die jetzt meine ganze Arbeit übernehmen müssen. Am Freitag gegen Mittag dann los Richtung Süden. Ehrlich gesagt, hatte ich ein echt schlechtes Gewissen, in den Urlaub zu fahren, während in Köln, an der Ahr und an der Eifel die Leute um ihr Hab und Gut bangen und sich aus dem Schlamm freischaufeln. Ein Kollege von mir, der in Ahrweiler wohnt, hat Fotos auf Instagram gepostet, wo ich sehen konnte, wie schlimm es ist. Aber die Nachrichten sind ja voll davon. Habe eben noch im Internet die Reportage von CNN gesehen; echt schrecklich.
Naja, am Freitag habe ich mich jedenfalls mit Benni auf die Autobahn geschmissen. Irgendwie ging es ganz gut, obwohl ja die Eifel eigentlich problematisch sein sollte. Immerhin waren wir nach gut sieben Stunden in Dijon und haben da eine Zwischenübernachtung eingelegt. Ich habe den Eindruck, dass Benni so viel Reisen nicht mehr so gut haben kann.
Ach, ja: Susanne und Meinolf sind nicht mitgekommen. Sie mussten zuhause bleiben, weil Tevje nun schwanger ist. Das war irgendwie nicht unbeabsichtigt, aber der Zeitpunkt natürlich blöd.
Weiterfahrt am Samstag war das größte Problem. Die Autobahn war extrem voll. Ich hatte die Fahrt eigentlich mit 6 Stunden kalkuliert. Am Ende hat es mehr als 10 Stunden gedauert. Abends um 9 waren wir dann endlich da. Ich glaube, dass Benni die Fahrt nicht so gut bekommen ist. Er hatte jedenfalls seit Samstag Abend Durchfall, obwohl er sonst einen ganz entspannten Eindruck macht.
Die Stadt Sanary ist klein und echt schön. Das kleine Häuschen hat eine Küche und ein Wohn-/Esszimmer im Erdgeschoss und zwei Zimmer auf der ersten Etage und noch ein ganz kleines auf der zweiten Etage. Ganz süß und echt Hund-Senioren-gerecht. Benni liegt immer in der Küche auf dem gefliesten Boden und kann sogar ganz gut selbst aufstehen. Die Temperatur ist sogar etwas gemäßigter als in Köln, nur so gute 27-29 Grad und abends und morgens nur 22 Grad. Damit kommt Benni echt gut zurecht.
Ich berichte weiter. Wo seid Ihr eigentlich. In Biscarosse am Atlantik? Ich wünsche Dir einen wunderschönen Urlaub. Hast Du Taucherflossen dabei? Ich habe meine hier. Liebe Urlaubsgrüße sendet Dir Dein Papa
gestern war ein echt spannender Abend und ich konnte erst um 1 Uhr einschlafen. Der Elfmeter-Krimi hatte es ja in sich. Ich wusste aber irgendwie, dass Italien es schafft. Die waren nicht nur die besseren Spieler, die waren auch beherzter bei der Sache und einfach cool – in diesem Hexenkessel in Wembley. Diese Buh-schreienden Fans hätten aus meiner Sicht eine gelbe Karte verdient gehabt, zulasten von England. Ein geniales Spiel, das die Italiener ab der zweiten Halbzeit klar beherrscht haben. Dann zahlt sich eben auch Ausdauer aus.
Gestern Nachmittag habe ich ein bisschen Kram gemacht (Steuern, Rechnungen bezahlen usw.).
Dann habe ich auch die Zeitung mal etwas intensiver gelesen. Ich hatte Die Zeit. Die ist ja eher dem links-liberalen Spektrum der politischen Landschaft zuzuordnen. Früher wurde die Zeit von Helmut Schmidt, Ex-Bundeskanzler und SPD, und Hildegard Hamm-Brücher, Grande Dame der FDP, herausgegeben.
Die Zeit hatte fünf Interviews im Politik-Teil. Sie haben alle Spitzen- und Kanzler-Kandidaten der Parteien interviewt, wie sie zur Klimapolitik stehen. Die Grünen zuerst. Annalena Baerbock machte schon einen ganz beherzten Eindruck in ihren Antworten. Ich habe mich natürlich gefragt, was eigentlich die Parteien in punkto Klima unterscheidet. Bei der AfD war das einfach; die leugnen einfach, dass der Klimawandel menschengemacht ist und von Menschen geändert werden kann / sollte. Die meinen, dass die ganzen Maßnahmen nur die Wirtschaft kaputt machen.
Die Grünen kommen, wie gesagt, mit den meisten konkreten Maßnahmen daher. Naja, da müssen wir uns an Tempolimits gewöhnen. Finde ich persönlich nicht so schlimm. Flugreisen werden wahrscheinlich politisch bepreist werden, weil das Kerosin eben echt schädlich ist für die Umwelt. Naja, die Grünen müssen natürlich auch irgendwie mit den fundamentalen Politikern in ihren Reihen klarkommen. Die wollen am liebsten die Ökologie bewahren, ohne irgendwelche Eingriffe, also auch ohne neue Bahntrassen, um mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen, ohne neue Windräder, weil die ja die Vögel gefährden, etc. Politik ist eben kein einfaches Geschäft und schwarz-weiß schonmal gar nicht. Man kann auch nicht einfach mal den Benzinpreis um 1-2 EUR erhöhen, um die Leute zum Fahrradfahren zu zwingen, weil dann ganz viele nur noch ganz teuer zur Arbeit kommen, weil deren Arbeitsstelle nicht mit dem Fahrrad erreichbar ist.
Was ist mit der CDU? Die versuchen den Spagat zwischen Erhaltung der Wirtschaft und Klimaschutz. Das ist echt schwer. Man muss ja für den Klimaschutz, also Reduktion der CO2-Emissionen und Neutralität bis zum Jahr 2035 ganz schön in die bestehenden Gefüge eingreifen. Z.B. durch Wandel zur Elektromobilität, Abbau der Atomkraft, Stromgewinnung aus erneuerbaren Energien. Das ist für eine wirtschaftsnahe Partei wie die CDU nicht einfach. Deshalb versuchen die auch vieles im Unklaren zu lassen. Natürlich will man neue Infrastruktur. Neue Netze für Stromversorgung. Aber ein Tempolimit ist bei der CDU unpopulär.
Die Reduktion der CO2-Emission hat ja auch die CDU akzeptiert und im Bundestag mitbeschlossen. Aber wie man das jetzt umsetzt? Das Rezept lautet ja, dass man die CO2-Emission bepreist. Jedes Unternehmen, das CO2 emittieren will, z.B. die Raffinerien von Shell in Godorf oder die Bayer-Werke, soll Zertifikate kaufen und darüber für jede Tonne CO2, die es in die Luft pustet, Geld bezahlen. 60 Euro sind zur Zeit meines Wissens der Preis. Die Zertifikate verkauft übrigens der Bund. Und wenn Du hier liest, dass Shell für seine Raffinerien die 60 Euro zahlen soll, dann kannst Du Dir denken, wie sich das an der Tankstelle auswirkt – genau, dort wird der Sprit entsprechend teurer.
Und wer bezahlt es am Ende, genau, die Leute, die tanken. Also, muss man das Ganze irgendwie sozialverträglich abfedern. Da gibt es unterschiedliche Vorstellungen. Die Grünen wollen den Bürgern das über Steuerbegünstigungen zurückgeben, wenn sie Elektroautos fahren etc. Die CDU wird das Geld wohl eher in Infrastruktur einsetzen – Ladestationen für E-Autos und Bahntrassen.
Die SPD? Naja, ich habe ein bisschen Schwierigkeiten, den Unterschied zur CDU zu erkennen. Vielleicht ein kleines bisschen sozialer. Aber da muss man schon suchen.
Was sind eigentlich die aktuell wichtigsten Fragen? Kannst Du Dich noch an meinen Artikel hier auf wasserkaempfer.de zu Greta Thunberg erinnern?
Aber was ist mit den anderen Themen neben dem Klima? Digitalisierung, soziale Gerechtigkeit (es gibt auch in Deutschland immer mehr Menschen, die in Armut leben), zukunftsfähige Industrien, Familienpolitik, Wohnungspolitik? Ich werde mal in den nächsten Wochen, vielleicht im Urlaub, schauen, was die Parteien dazu zu sagen haben. Ich finde das interessant, wie sie die Zukunft gestalten wollen. Vor alle finde ich: Das ist wirklich wichtig.
Denk mal darüber nach. Liebe Grüße schickt Dir Dein Papa
Lieber Matis, ich bin ja nicht so der Fußballfan. Du ja früher auch nicht. Und jetzt?
Aber Europameisterschaft schaue ich mir doch hin und wieder an. So wie die Weltmeisterschaft 2018, wo wir einige Spiele zusammen geschaut haben. Erinnerst Du Dich noch an das dramatische Spiel Deutschland gegen Südkorea, wo die Deutschen in der Nachspielzeit mit 2:0 verloren.
In der Kanzlei gibt es natürlich ein EM-Tippspiel. Ich liege auch gar nicht so schlecht im Mittelfeld, weil ich häufig jedenfalls den Sieger richtig hatte. Bei Schweiz gegen Frankreich lag ich daneben.
Jedenfalls habe ich bei England gegen Dänemark auf 2:1 getippt. Irgendeine Eingebung. Und so kam es dann ja auch, obschon ich insgeheim ein bisschen für Underdog Dänemark war. Also habe ich erstmals 3 Punkte beim Tippspiel, bin aber immer noch im Mittelfeld aller Teilnehmer.
Morgen kommt dann das Finale, Italien gegen England. Ich habe für Italien als Europameister getippt. Und Du?
Liebe Grüße von Deinem Papa
P.s.1: Habe heute Deine Mashoonga-Sticks gefunden. Brauchst Du die?
P.s.2: Wenn Du Benni mal sehen oder auch mitnehmen willst. Ich gehe abends mit ihm immer so gegen 8 Uhr um den Adenauer Weiher.
Gestern traf ich meine ehemalige Mitarbeiterin, Charlotte Strese, zum Mittagessen. Ihre Tochter ist jüngst zur ersten Kommunion gegangen. Sie erzählte, dass sie sich sehr viele Fragen hat gefallen lassen müssen, ob das denn so richtig sei. Bei Dir liegt das jetzt schon 8 Jahre zurück, da lebten der Opa und Onkel Eberhardt noch.
Mich hat es vor zwei Wochen schockiert, als ich die Begebenheiten über die kanadischen indigenen Kinder erfahren habe. Das ist jetzt 70 bis 80 Jahre her.
Und die ganzen Missbrauchsfälle in Deutschland und in anderen Ländern und der Umgang der Kirche heute mit der Aufarbeitung sind wirklich erschreckend.
Ich denke, Du wirst Dir die Frage stellen und ich stelle sie mir auch, ob ich mit einer solchen Kirche überhaupt etwas zu tun haben will. Es ist wirklich schwer heutzutage, in einer Kirche zu leben, über der so viel Verdacht von Missbrauch schwebt.
Ich habe Dir gegenüber natürlich den Vorteil, dass ich wirklich viele Frauen und Männer in der Kirche erlebt habe, die wirklich gute und wunderbare Menschen waren und sind. Nicht alle waren extrem sympathisch, aber ich hatte den Eindruck, dass fast alle, die ich kannte, wirklich im Grunde gute und lautere Ziele verfolgen. Und es gibt heutzutage auch wirklich viele Menschen in der Kirche, deren Absichten sehr gut sind. Du weißt, dass ich häufig zu Sankt Peter am Neumarkt in die Kirche gehe; dort sind nach meiner Einschätzung wirklich sehr redliche Menschen am Werk.
Natürlich schwebt über all diesen Menschen der Verdacht, dass auch sie etwas mit Missbrauch zu tun gehabt haben könnten.
Ich habe mich auch oftmals schon gefragt, wie ein so guter und lieber Gott, zu dem wir beten, solche Dinge zugelassen haben kann. Es klingt fast akademisch, wenn man hier die Freiheit aller Menschen betont, sich für oder gegen das Gute zu entscheiden. Man denkt ja, dass die kirchlichen Einrichtungen einen ganz besonderen Schutz des lieben Gottes genießen.
Ich weiß es auch nicht, wie man damit am besten umgehen kann. Es ist vielleicht wie im alten Testament mit der Stadt Ninive, wo dem Propheten Jona gesagt wurde, dass die Stadt verschont werde, wenn es wenigstens sieben mal sieben gerechte dort gäbe. Und wenn nicht sieben mal sieben, dann doch wenigstens nur sieben. Ich glaube, die gibt es bei uns.
Ich will nicht glauben, dass es die sieben bei uns nicht gibt. Aber es ist schon eine verdammt schwere Zeit. Hoffentlich klärt sich bald alles auf.
In der Wochenzeitung „Die Zeit“ gab es in der letzten Woche einen Artikel über einen kanadischen Indianerhäuptling, jetzt über 90 Jahre alt. Er war als Kind in einer dieser berüchtigten Schule. Er hat einen Brief an den Papst geschrieben und ihm nahegelegt, dass er für das begangene Unrecht um Verzeihung bitten möge. Der Indianerhäuptling meinte, wenn der Papst um Verzeihung bitten würde, dann wäre das Unrecht gesühnt und die Seelen der geschändeten Kinder könnten ihren Frieden finden.
Der Indianerhäuptling gehört der Bewegung Religions for Peace an. Er ist auch selbst überzeugt davon, dass es wirklich viele Menschen innerhalb der verschiedenen Kirchen gibt, die sehr redlich lautere Ziele verfolgen. Bei allem Leid was er erfahren hat, ist er in der Lage sehr viel Hoffnung auszustrahlen.
Das macht mir Mut, daran zu glauben, dass sich diese finstere Zeit bald wieder lichtet!