Weekend, yeah!

Leeve Jung,

was machst Du so an diesem regnerischen Wochenende! Wilde Dinge? Hier fahren gerade die FC-Fans auf zum Spiel (hoffentlich nicht wieder ein Schlachtfest der Gegner) gegen Augsburg. Lief ja nicht so gut für den FC in der letzten Zeit. Das einzige Spiel, das sie gewonnen haben, war vor zwei Wochen, ausgerechnet gegen Mönchengladbach. Borussia Mönchengladbach war früher schon ein starker Gegner und man hat das immer als Lokalderby gekennzeichnet – was ein bisschen mehr Aufregung auf der Fanseite bedeutet. Das Spiel haben sie immerhin gewonnen.

Aber ich glaube, es war das erste gewonnene Spiel in dieser Saison (mit Ausnahme des Freundschaftsspiels gegen Nantes, bei dem wir tatkräftig angefeuert haben). Also, alles ganz bitter. Fieberst Du heute mit?

Ich muss mich am Wochenende ein bisschen weiter mit Künstlicher Intelligenz beschäftigen. (Wenn man schon keine eigene hat – ne?) Also, am Donnerstag ist Podiumsdiskussion in Hamburg dazu und da muss ich mich noch ein bisschen vorbereiten. Ist ja aktuell in aller Munde. Der britische Premierminister Rishi Sunak hat ja gerade die europäischen Regierungen zu einem KI-Gipfel eingeladen und sie haben Abwehrmaßnahmen gegen Schad-KI beschlossen. Solche selbst lernenden Bots werden großflächig auch gegen die jeweiligen Staaten, insbesondere deren Verteidigungssysteme und die Regierungsdatenbanken und -systeme eingesetzt. Das ist schon eine schwere Bedrohung. Zwischen China und USA tobt da ein besonders intensiver (verdeckter) Kampf.

Bei mir wird es darum gehen, die Angriffe auf eCommerce-Plattformen zu analysieren. Hier werden von KI-Systemen künstliche Unternehmens-Identitäten geschaffen, die dann bei Online-Händlern einkaufen und – natürlich – nicht bezahlen. Um solche Fake-Unternehmen zu erkennen, setzen wiederum die Händler oder besser, deren Dienstleister, KI-Systeme ein. Da ist dann häufig die Frage, wer haftet, wenn die Schutz-KI versagt und doch mal ein Betrüger durchkommt. Nicht ganz einfach. Im Prinzip sitzen sich zwei KIs gegenüber:

Der Händler würde ja dann am liebsten den Betreiber der Schutz-KI in Anspruch nehmen. Der sagt aber, dass der Händler ohne seine Schutz-KI ja völlig hilflos wäre und einen 100%igen Schutz natürlich niemand garantieren kann. Wer sicherlich nicht haftet, ist der Hacker, der das Fake-Unternehmen mit seiner KI kreiert hat. Den findet man natürlich nicht. Spannend?

Hast Du meine Calvin & Hobbes-Postkarte gestern bekommen? Hier noch ein kleiner Calvon & Hobbes für Mathe-Nerds:

Auch und übrigens wollte ich Dir die Rede von Monsieur Habeck (zum Thema Antisemitismus und eigene Meinungen und Kritik an Israel und Schutz der Palästinenser und Kritik an der Verhalten) aus der letzten Woche sehr empfehlen. Fand ich ziemlich gut. Es würde mich natürlich sehr interessieren, was Du dazu denkst. Hier der Link dazu:

Liebe Grüße von Deinem Papa

5 steht für Mai, was sonst?

Lieber Matis,

jetzt ist das neue Auto da. Es sieht aus wie das alte, nur etwas kleiner und hat eine andere Farbe, tiefschwarz. Fährt sich gut.

Viel elektronischer Schnickschnack, mit App und sowas. Ich bin sehr zufrieden. Das alte Auto war ja wirklich etwas groß. Aber wir mussten ja auch die große Benni-Kiste mitnehmen können. Das ist jetzt nicht mehr gefordert. Der Chewie fährt entweder im Fußraum vom Beifahrersitz, wenn wir beide alleine fahren, oder er fährt im Kofferraum mit (der springt da übrigens schneller rein als Du gucken kannst). Vielleicht besorge ich eine kleinere Box für ihn.

Diesmal habe ich das Auto alleine vom Händler abgeholt. Weißt Du noch, wie wir beiden in 2014 nach Aachen zum Audi-Händler gefahren sind und den Q7 abgeholt haben? Auf der Rückfahrt – jetzt können wir’s ja sagen – hast Du vorne gesessen und mir die einzelnen Funktionen erklärt – weil du echt Spaß daran hattest, Dich damit zu beschäftigen. Du erinnerst Dich sicher noch, dass es die ganze Zeit so komisch vibriert hat. Du hast dann herausgefunden, dass das der Spurassistent war und nicht etwa ein kaputter Motor oder sowas :-). Den habe ich gestern direkt abgeschaltet.

Das Nummernschild sieht jetzt etwas anders aus:

Die Zahl hinten besteht aus – naja, jetzt weißt Du es – (Geburts-)Monatsangaben, von vorne nach hinten Becci, Miri, Matis. Gut? Ich wollte übrigens erst 5811 machen – Du bist ja schon länger in meinem Leben als die beiden anderen -, aber das Kennzeichen war schon vergeben. Jetzt bildest Du den Eckpfeiler – auch schön.

Wie war heute Dein Tag? Gloomy Sunday? Immerhin konnte man eine Stunde mehr schlafen. Hier war’s gemütlich. Spätes Frühstück. Mittags habe ich einen Apfelkuchen gebacken – der Opa hätte „Gedeckter Apfel“ gesagt. Also, echt viele Äpfel mit ein bisschen Teig zum Einhüllen. Die Äpfel haben wir gestern in Bornheim gekauft – Bornheim, die Agrikultur für Köln. Dort haben wir gestern auch frische Kartoffeln und Möhren gekauft und ich habe „Möhren durcheinander“ gemacht, wie es die Omi immer gekocht hat – super lecker. In memoriam, sozusagen. Die Omi wäre am letzten Freitag 88 geworden.

Heute Nachmittag haben Becci und ich ein bisschen Mathe gelernt. Stochastik. Fand ich damals in meiner Schulzeit auch nicht einfach. Aber, ich glaube, jetzt hat sie’s. Mir hat es Spaß gemacht. – Habe mich dann eben auch gefragt, ob ich Dir wohl beim Mathe-LK helfen könnte. Ich hatte ja damals auch Mathe-LK. Aber das ist schon echt lange her. Naja, ich würde mir sicherlich alle Mühe geben, wenn Du meine Hilfe bräuchtest.

Planst Du schon die nächsten Monate? Ich habe mich heute Morgen für Mitte Dezember zum Weihnachtsmarkt verabredet. Da wollen Jong Hwi und sein Sohn Niels zu Besuch nach Köln kommen. Ich freue mich schon sehr darauf!

Ich hoffe, Dir geht es richtig gut. Ich wünsche Dir eine prima kurze Woche. Mittwoch ist schon wieder frei!

Liebe Grüße sendet Dir Dein Papa

Eishockey

Hey Schinski,

gestern Abend hättest Du auch Spaß gehabt. Wir waren bei den Haien in der Lanxess Arena, die Becci und ich. Sie hatte Freikarten geschenkt bekommen, weil sie beim Cologne Marathon geholfen hatte. Also sind wir gestern Abend im Regen von meinem Böro zur Lanxess Arena getigert und haben uns in den Olymp der Arena begeben. Und die Haie haben natürlich gewonnen – immer wenn wir dabei sind, gewinnen die ja.

Damals haben die Haie auch gewonnen:

Aber, was ziemlich blöd war: Es gab keine BBQ-Burger mehr. Gestern hatten Sie nur Bratwürste und Curry-Würste für uns. Und Popcorn. Naja, war auch ok.

Liebe Grüße zur Wochenmitte schickt Dir Dein Papa

Erlebnisse heute im Büro

Hey Schinski,

ich hätte Dir gerne von meinen Erlebnissen heute im Büro berichtet. War ganz unterhaltsam und sicherlich auch lehrreich. Mehrere Verhandlungen. Gegenseite verstehen und versuchen, Ausgleich zu finden. Ist mir heute mehrere Male geglückt. Das ist jedenfalls etwas, was mich, wenn es glückt, happy stimmt. Ich schätze, es hätte Dich auch interessiert.

Liebe Grüße von Deinem Papa

Umzug

Lieber Schinski,

ich freue mich schon. Am 1. Juli 2024 werde ich in die Krieler Straße in Lindenthal umziehen. Das ist das Haus, wo Du gewohnt hast, als Du 1 Jahr alt wurdest bis zum Alter von 3 Jahren, also bis August 2008. Dort hast Du Deinen ersten Bagger bekommen, Deine erste Eisenbahn, Du hast dem Papa Deinen Schokoladenbrei freudig entgegengeprustet und wir haben allerlei Quatsch gemacht. Dort hast Du am Freitag, 10. November 2007, gegen 19:00 Uhr, im Flur Deine ersten eigenen Schritte gemacht und das erste Wort ausgesprochen, ja, das hieß „Papa“.

Es hängen viele sehr schöne Erinnerungen an dieser Wohnung in der Krieler Straße. Ich freue mich auf den Umzug.

Ja, das Haus im Lärchenweg wird dann verkauft. Das ist die bittere Pille, die wir dann schlucken müssen.

Mehr Neuigkeiten im Laufe der Woche.

Liebe Grüße zum Wochenende schickt Dir Dein Papa

Wie wird man glücklich?

Lieber Schinski,

schon mal drüber nachgedacht? Natürlich hast Du das. Wie geht das?

Naja, man muss die Wünsche an das eigene Leben und im eigenen Leben in Einklang mit dem bringen, was man kriegt und hat. Einfach? Ne, bestimmt nicht. Es ist z.B. auch Teil der buddhistischen Lehre.

Sind bescheidene Leute besser dran? Ja, vermutlich. Aber es ist schon gar nicht einfach zu wissen, was man vom Leben erwarten kann. Da spielen ja auch andere eine Rolle. Man setzt Erwartungen, vielleicht sogar Hoffnungen in andere Menschen oder schätzt sie vielleicht einfach nur ein. Manche sind einem wichtiger, andere weniger wichtig. Wenn man dann merkt, dass die Erwartungen bei Menschen, die einem wichtig sind, nicht erfüllt werden, ist das ein großer Grund für Unglück.

Soll man deshalb am besten gar keine Erwartungen haben? Naja, das wird jedenfalls nicht funktionieren. So sind wir Menschen eben nicht. Und manche, die von ihren bisher enttäuschten Erwartungen in andere Menschen nicht abrücken wollen, sind dann jedenfalls teilweise dauerhaft unglücklich. Gibt es.

Man kann auch Erwartungen an die eigene Person haben, die man dann nicht erfüllen kann. Ich könnte von mir erwarten wollen, dass ich die 50 km mit dem Rad in weniger als 90 Minuten schaffe. Wenn das dann trotz harten Trainings nichts wird, bin ich vermutlich auch enttäuscht von mir.

Es gibt natürlich vitalere Fragen als das. Und dann ist man unglücklich. Manchmal muss man sich dann rückbesinnen, ob die gesetzten Ziele wirklich die richtigen sind und waren und sich vielleicht anders orientieren. Es gibt ja gar keine objektiven Karriere- oder Leistungs-Ziele, die man erfüllen muss. Wichtig ist am Ende nur, dass man sich nicht hat hängen lassen und seine Fähigkeiten vergeudet hat. Immer nur die Hand aufhalten und sonst nichts tun, wäre sicherlich ganz fatal und kann nicht zum Glück führen.

Also, einiges kann man steuern und anderes nicht.

Das Ziel, ein guter Mensch zu sich und zu seinen Mitmenschen zu sein, sollte man aber jedenfalls nicht aufgeben. Auch wenn man sehr häufig dabei enttäuscht wird. Ich kann mich noch erinnern, wie Deine Lehrer in der Schule immer hervorhoben, dass Du ein für die Belange anderer sehr aufmerksamer und mitfühlender Mensch bist. Ich bin sicher, dass Du Dir das erhalten hast. Das ist eine äußerst wertvolle Eigenschaft, die Du da hast und die kann auch zu viel Glück führen. Weil andere (und die richtigen) Menschen das jedenfalls irgendwann auch wahrnehmen und Dir etwas zurückgeben. Das ist dann ein Gefühl von großem Glück.

Ganz liebe Grüße zum Freitagabend sendet Dir Dein Papa

P.s.: Funny thing about getting older: Your eyesight starts getting weaker but your ability to see through people’s bullshit gets much better. Wünsche Dir ein bullshit-freies Wochenende!

Armes Israel – Teil #2

Lieber Schinski,

was denkst Du? Hast Du den Artikel von Werner Sonne gelesen? Denkst Du auch, was ich denke?

Ganz klar ist sicherlich: Der Hamas-Terror ist widerwärtig, man vergeht sich an Hunderten unschuldiger Menschen und sogar auch der eigenen Bevölkerung; das muss beendet werden und das möglichst dauerhaft.

Aber das letztere ist natürlich auch das Problem. Sicherheitspolitik ist eine sehr ganzheitliche Sache. Wenn ich mit meinen Nachbarn bildlich gesprochen – vor dem Haus oder hinter dem Haus über den Gartenzaun ein gutes Verhältnis pflege und wir hin und wieder gemeinsam lachen und Scherze machen, dann wird es nie und nimmer ein Problem sein, dass der Ball der Nachbarskinder in meinem Garten landet. Und selbst wenn mal was Schlimmes passieren sollte, der Nachbar touchiert vielleicht beim Einparken mein Auto, dann ist das kein Problem zwischen uns. Wenn aber die Lage sowieso schon angespannt ist, dann kann auch der Ball, der in den Garten fliegt, eine Explosion auslösen. Was meinst Du dazu?

Was lernen wir auch daraus? Ich meine auch ein Weiteres: Wir können uns eineindeutig und ohne Einschränkung dazu bekennen, dass Israels Sicherheit nicht verhandelbar ist. Würde ich ohne weiteres unterschreiben. Das darf mich aber nicht daran hindern auch mal zu sagen, dass da in der israelischen Politik aus meiner Sicht ein paar Dinge zu ändern wären. Siehst Du das auch so?

Liebe Grüße an einem nachdenklichen Dienstag sendet Dir Dein Papa