Lieber Schinski,
was machen die Ferien? Hast Du eine schöne Zeit? Auf der Insel oder sonstwo am Meer oder in München oder … oder?
Ich habe diese Woche gearbeitet und werde aber jetzt ein paar Tage frei machen.
Gestern wurden diese freien Tage eingeleitet mit einem Großereignis:
Die Wiener Philharmoniker waren in der Kölner Philharmonie. Es gab ein Violinkonzert von Edward Elgar, bei dem Frank Peter Zimmermann, der deutsche Stargeiger aus Duisburg, wirklich grandios und virtuos spielte. Elgar ist wird ja den Komponisten der Spätromantik zugerechnet und wirkte gleichzeitig mit Mahler und Wagner und etwas nach Tschaikowski und dem von Dir ja sehr geliebten Bedrich Smetana (die Moldau). Aber er hat seinen ganz eigenen, feinen Stil, deutlich weniger pompös als Gustav Mahler. Ich glaube, das Violinkonzert hätte Dir sehr gefallen.
Und danach gab es die Symphonie „Aus der Neuen Welt“ von Antonin Dvorak. Diese Symphonie hat mich sehr an meine Jugendzeit erinnert. Ich habe sie andauernd gehört, bevor ich in die USA ging und danach. Du weißt ja, dass wir in unserem Gaesdonck etwas nerdig drauf waren. Naja, bei einer Hitparade – die jährlich einmal ausgetragen wurde – im berüchtigten „Hades“ von Haus Stern belegte damals vor dem Lied „Dicke“ von Marius Müller-Westernhagen der 4. Satz aus der 9. Symphonie von Antonin Dvorak den ersten Platz und ich habe eine Schallplatte mit genau dieser Symphonie gewonnen. Naja, es war natürlich ein Gag und wir hatten uns in einer Gruppe zusammengeschlossen, um gemeinsam dieses etwas nerdige Ergebnis hervorzubringen. Witzig, oder? Ich war damals gerade 15 und kurz vor meiner USA-Reise.
Gestern war es ein großes Erlebnis, die ganze Symphonie noch einmal zu hören. Der Komponist Dvorak hat die Symphonie damals in den USA komponiert; man hört auch viele Melodien, die an amerikanische Siedler und amerikanische Volkswaisen erinnern. Witzig war, dass er damals den Sommer jeweils in einem kleinen Örtchen im Nordosten von Iowa verbrachte. Der Ort heißt Spillville und wurde ausgesucht, weil dort vermutlich tschechische Emigranten lebten und weil die Familie Dvorak durch die hügelige Landschaft dort an ihre Heimat in Böhmen erinnert wurde. Ich habe den Ort natürlich mehrmals gemeinsam mit Bassetts besucht, die gut 40 Kilometer entfernt von Spillville wohnten.
So, jetzt erstmal ein paar Tage frei machen.
Ich wünsche Dir weiter schöne Herbstferien! Liebe Grüße sendet Dir Dein Papa