Catching Up

Lieber Matis,

ich habe wenig gepostet, was sich so getan hat. „We must catch up“, würden unsere amerikanischen Freunde sagen.

Während Du hoffentlich schön Deinen Geburtstag gefeiert hast, habe ich getrauert. Naja, wenn ich bei Dir gewesen wäre, hätte ich sicherlich mit Dir gefeiert und mich gefreut, dass Du jetzt richtig erwachsen und selbständig geworden bist. Ich hätte Dich gefragt, was Du Dir wünscht von Deinem Leben, was Dich bewegt und welches Deine Träume sind. Du bist in einem tollen Alter, in dem sich viele Weichen stellen, wo Du aber auch einfach viele Möglichkeiten hast. Was ist Dir besonders wichtig, was willst Du erreichen, was verhindern oder für Dich selbst vermeiden. (Das folgende Bild erschien in dieser Woche in meiner Timeline auf dem iphone.)

Aber gleichzeitig kam nun ausgerechnet der Abschied der Omi auf mich (uns) zu. Das ist schwer. Ich denke ständig, dass ich sie jetzt mal anrufen muss und sie fragen muss, was sie so macht. Ihr erzählen will, was hier so passiert, sie fragen will, wann wir uns wieder sehen. Du weißt ja, es kam nicht völlig unvorbereitet. Sie hat ihren Abschied angekündigt und mich in Nortmoor häufig verabschiedet mit den Worten, sie sei ja nur noch ein Mensch von Tagen und man müsse jederzeit damit rechnen, dass sie gehe. Ich habe das nicht hören wollen. Natürlich nicht. Ich hätte mir gewünscht, dass sie ewig da bleibt, ewig Gesprächspartner ist und immer dort im Bruntjer Weg 52b zu finden, wo ich sie zurücklasse. Aber sie war sehr nüchtern und hat auch das Ende in ihre Pläne einbezogen – und uns sehr realistisch darauf vorbereitet. Du hast ja sicherlich den Text der Ansprache bei der Trauerfeier gelesen. So war sie.

Gestern sind wir nach Nortmoor gefahren und haben einige Sachen von ihr abgeholt. Wir müssen die Wohnung in den nächsten Wochen leer räumen. Susanne und ich habe überlegt, wie wir ihre Sachen am besten so aufteilen, dass jeder wichtige Erinnerungen an unsere Eltern behält. Die Gegenstände wecken ja diese Erinnerungen sehr schnell. Als ich gestern in ihrem Haus war, da war sie auch sehr präsent. Als würde sie gleich reinkommen, um dem Hund ein Leckerli und einen Wassernapf zu geben und um zu sagen, wer was mitnehmen soll, und dass wir doch bitte nicht so viel Unordnung machen sollen.

So sieht es jetzt im Lärchenweg in Köln aus, nachdem wir gestern in Nortmoor einen ganzen Anhänger voll Sachen mitgenommen haben:

Ein ganz neues Lebensgefühl. Aber jetzt sind die Omi und der Opa noch ein bisschen mehr in Köln präsent. Wie findest Du das?

Ich schließe jetzt mal hier. Morgen schreibe ich diesen Brief noch ein bisschen weiter. Ok?

Liebe Grüße sendet Dir Dein Papa, der sehr hofft, dass es Dir gut geht.

Pfingstmontag, 29. Mai 2023, 10 Uhr

Heute wird ein guter Segeltag werden. Der Wind am Rursee liegt zwischen 3 und 4 Beaufort, also genau richtig, um ein bisschen voran zu kommen ohne Motorkraft. Ich bin heute Morgen schon mit dem Chewi (Snoopy) mit dem Fahrrad raus gewesen. Ich habe nach Brötchen gesucht. Am Pfingstmontag gibt es aber wohl keine. So haben Chewi und ich es halt einfach als kleine Fahrradtour genutzt. Für Chewi ist das Laufen am Fahrrad noch sehr neu. Aber er macht das schon gut. Im letzten Sommer hatte ich auch einige Versuche unternommen. Aber er war so aufgeregt, dass er die ganze Zeit gesprungen und mir vor allem auf oder an den Lenker gesprungen ist oder seine Leine gefasst hat. Das ging leider gar nicht. Aber jetzt läuft er richtig gut am Fahrrad. Heute Morgen auf dem Rückweg im gestreckten Galopp.

Hier ein Bild von der Omi aus 2021. Da war sie Anfang Mai zu Besuch in Köln.

Ich wünsch Dir einen schönen und erholsamen Pfingstmontag. Liege Grüße von Deinem Papa

Pfingstmontag, abends 22:05 Uhr

Jetzt wieder zuhause. War schön auf dem Rursee. Segeln nur mit dem Vorsegel, weil der Wind bisweilen etwas stärker war – ohne Krängung, Du weißt schon. Sehr erholsam. Chewi hat mit dem Boot kaum noch irgendwelche Probleme. Er bewegt sich vom Steg auf das Boot und zurück, als hätte er das immer schon so gemacht. Die Spalten zwischen Steg und Boot ignoriert er. Auf dem Boot beim Segeln hat er erst mal zwei Stunden gepennt. War offenbar sehr erholsam für ihn. Dann wurde ihm das irgendwann zu langweilig und er hat sich neben mir auf die Bank gesetzt und Ausschau gehalten. Dass rund um ihn Wasser war und das auch schon neben ihm an der Schiffsbordwand begann, hat er auch ignoriert oder es hat ihn einfach nicht gestört. Viel oder wenig Wind, egal.

Morgen hast Du bestimmt schulfrei, wie alle anderen auch. Was machst Du mit dem freien Tag? Irgendwelche Pläne?

Ich wünsche Dir jedenfalls einen schönen Tag in die Woche! Liebe Grüße schickt Dir Dein Papa