Omis Beerdigung ist am nächsten Samstag – und ich bin jetzt Großonkel

Lieber Matis,

ich habe heute Dein Gotteslob ausgeliehen. Es steht ja noch in Deinem Zimmer im Regal. Ich habe die Trauerfeier für die Omi vorbereitet. Ein paar von den Liedern musste ich nachschlagen.

Vielleicht erinnerst Du Dich noch, wie ich die Trauerfeier für den Opi vorbereitet habe. Neben den Liedern hatte ich damals auch eine Traueransprache verfasst – ist halt nicht so mein Ding, dem Pfarrer die Deutungshoheit über das Leben meiner Eltern zu überlassen. So habe ich es jetzt auch mit der Omi gehalten. Ich habe Dir den Text der Ansprache in den Login-Bereich eingestellt.

Ja, die Omi wird uns sehr fehlen. Meine wöchentlichen Telefonate mit ihr. Nicht wenige davon hatten das Thema: Matis. Sie hätte Dich sehr gerne noch einmal gesehen und in die Arme geschlossen. Ich weiß und Du weißt es, dass die Omi eine längere Zeit gebraucht hat, bis sie Dich richtig in ihr Herz geschlossen hat. So ist das schonmal mit so alten Westfalen. Aber wenn es dann so weit ist, hält es für immer. Sie hatte Dich sehr in ihr Herz geschlossen, genauso wie Marie und Moritz und Jonas und Lisa. Sie hat genauso darunter gelitten, dass Du Dich nicht gemeldet hast, wie ich. Ich weiß (und habe das schriftlich von ihr), dass sie Dich gerne auch in ihrem Testament bedacht hätte, wie ihre anderen Enkelkinder auch. Ich hoffe, dass bald die Zeit kommt, wo ich Dir das alles einmal genauer erzählen kann.

Etwas mehr als zweieinhalb Stunden bevor die Omi sich am Mittwoch verabschiedet hat, wurde im gleichen Krankenhaus in Nordhausen (Thüringen) die Tochter von Lisa geboren, Finja Sophie. Die kleine Finja war auch der Grund, weshalb die Omi am vorletzten Wochenende mit Jonas nach Nordhausen gereist ist. Sie wollte Lisa noch einmal sehen, bevor das Kind da ist. Vermutlich hat sie sich gedacht, dass es dann noch ein bisschen ruhiger ist bei Lisa und Lisa auch Zeit für sie hat. Die Omi hatte in den letzten Wochen zusammen mit einer Nachbarin für die kleine Finja allerlei Mützchen und Jäckchen gehäkelt. Das hat sie alles der Lisa mitgebracht. Sie hat diese Vorbereitung richtig genossen, ein weiteres Stückchen Glück für sie. Die Mütze auf dem Foto ist von der Omi.

Ich war am letzten Wochenende in Nordhausen und habe dabei auch Lisa zuhause besucht. Sonntags habe ich sie noch gesehen. Ab Montag war sie schon im Krankenhaus. Aber ich war natürlich vor allem dort, weil die Omi sich auch in dem Krankenhaus befand. Das ist schon ein interessanter Zufall, oder?

Ich werde die Omi immer in sehr dankbarer Erinnerung behalten. Und ich bin sehr traurig, dass sie uns verlassen hat, auch wenn ich weiß, dass es irgendwann ja leider passieren musste. Aber ich hatte irgendwie gehofft, dass sie noch viele Jahre bei uns bleibt. Sie wird mir sehr fehlen und sie hinterlässt eine sehr große Lücke.

Dann Papa ist sehr traurig und schickt Dir liebe Grüße