Gamescom und das Spiel des Lebens

Lieber Matis,

zur Zeit ist Gamescom. Hast Du im Fernsehen gesehen, wie die kids sich batteln in der eSport-WM? Da geht es bisweilen um 14 Millionen Dollar in einem Spiel. Schöne neue Welt.

Ich habe im Radio von einem Computerspiel gehört, das „Last Train Home“ heißt. Es wurde in Tschechien entwickelt und schildert die Rückkehr von Soldaten im Jahr 2018 in die Tschechoslowakei. (Also, man kann was über Geschichte lernen.) Zum Kriegsende 1918 müssen ein paar Dutzend tschechischer und slowakischer Soldaten sicher in die Heimat gebracht werden. Die Männer und Frauen haben bisher für Russland (es ist das Jahr 1 nach der Oktober-Revolution) gegen Österreich gekämpft und dann stecken sie mitten im tödlichen Chaos der russischen Revolution fest.

Obwohl sie mal für Russland gekämpft haben, machen ihnen jetzt die Soldaten der russischen Roten Armee das Leben schwer und lassen sie nicht in die Heimat zurückkehren. Mit dem Zug (Last Train) geht es also offenbar auf dem Umweg über Sibirien und Wladiwostok über die USA nach Europa zurück.

Finde ich toll. Was besonders spannend ist und deshalb ging es durch die Nachrichten: Putins Schergen im aktuellen Russland versuchen, das Spiel in Russland zu verbieten bzw. wohl zu konfiszieren. Also, auch dieses Kapitel der russischen Geschichte versucht er, mit Staatsgewalt, Lügen und Manipulation umzudrehen. – Genau das hat übrigens die Popularität des Spiels erst begründet.

Ist ein bisschen wie das Spiel des Lebens, oder? Wer ist Dein Putin?

Themenwechsel:

Wie geht es Dir nach dem Abi? Bei den Terlaus und hier bei Stadlers findet gerade die Befreiungsaktion statt. Man macht Weltreisen (Marie ist in Asien unterwegs), zieht in die eigene Wohnung (Miri, Moritz, Marie), entfernt sich von Mutter und Vater, um Eigenständigkeit zu entwickeln und zu zeigen. Da wird auch schonmal drei Wochen lang (meine Schwester ist entsetzt) nicht berichtet, was man gerade so macht (habe ich auch damals so gehalten). Fast wie damals in der amerikanischen Unabhängigkeit – the self-sufficient woman and man.

Gibt’s das bei Dir auch? Hast Du schon was unternommen? 4-wöchige Reise mit Interrail durch Europa? Das war damals bei uns populär. Geht das noch? Ich habe ja nach meinem ersten Studienjahr eine 4-wöchige Reise in die USA unternommen. Mit dem Greyhound-Bus (1 Woche 99 USD) quer durch, angefangen im Osten und dann bis in den Mittleren Westen (von NY über Philadelphia, Detroit nach Chicago). Einmal 24 Stunden am Stück im Bus. Auf einer Fahrt im Bus habe ich mich längere Zeit mit der (selbst erklärten – ich habe es nicht geprüft) Cousine des Königs von Lesotho unterhalten. Naja, Studi-Romantik.

Liebe Grüße sendet Dir Dein Papa