What a weekend!

Lieber Matis,

was hast Du so gemacht am Wochenende? Wart ihr in Aachen und habt den Geburtstag von der Oma gefeiert? Vermutlich.

Bei mir was es eher ein Lesewochenende. Am Samstag und am Sonntag hab ich viel gelesen. Morgens Zeitung und dann ein paar andere Sache. Musste noch meine Urlaubslektüre beenden: „A Bend in the River“ von V.S. Naipaul. Letztes Kapitel. Der Roman spielt am Fluss Kongo, der „Bend“ ist da, wo das Dampfschiff nicht mehr weiterfahren kann und wo auch der „Urwald“ beginnt.

Im Roman befindet sich dort eine fiktive Stadt, die man aber leicht als die Stadt Kisangani identifizieren kann. Der Ich-Erzähler ist indischer Abstammung, an der Ostküste Afrikas aufgewachsen, vermutlich in Kenia, und hat einen Handelsgeschäft in Kisangani gekauft, um es weiter zu betreiben. Das Ganze ist in einer tollen Sprache geschrieben und handelt vor allem von den inneren Erlebnissen des Ich-Erzählers, eingebettet in die Umbruchszeit im Kongo nach der Unabhängigkeit von den Belgiern. Ich finde sowas spannend. Als ich noch in der Schule war, habe ich ja viel mehr gelesen. U.a. auch Peter Scholl-Latour, Mord am großen Fluß. Das Buch behandelte denselben Hintergrund, die Unruhen, nachdem die Belgier aus dem Land vertrieben wurden und ein gewisser Patrice Lumumba zunächst versucht hat, das Land anzuführen. Er hatte eher sozialistische Vorstellungen und ich meine mich zu erinnern, dass er auch von der damaligen Sovietunion unterstützt wurde. Naja, er wurde dann relativ schnell umgebracht. Man sagt, dass ein damals junger Offizier der neuen kongolesischen Armee dahinter steckte, ein gewisser Joseph-Désiré Mobutu. Der wurde anfangs auch stark vom Westen, insbesondere den Amerikanern unterstützt. Mobutu hat es geschafft, die Regierung an sich zu reißen, hat versucht den Kongo afrikanischer zu machen – was ja zunächst einmal eigentlich sehr gut ist -, hatte am Anfang einige gute Ideen. Aber zusehends wurde aus seiner Regierung, was man Kleptokratie nennt. Die Herrschenden beuten das Land aus, und zwar wohl ziemlich brutal. Das Buch Bend in the River handelt auch davon und erzählt, wie der Ich-Erzähler dies weit entfernt von der Hauptstadt in Kisangani, dort wo sich der Fluss krümmt, erlebt.

Am Samstag war ich dann noch im Kasper-Theater. Ja, du hast richtig gehört. Die Becci hat dort im Orchester mitgespielt und deshalb sind wir dort hingegangen. War sehr nett. Übrigens hat da auch einer aus deiner Klasse in der Liebfrauenschule mitgespielt, Peter Thürbach heißt er nach meiner Erinnerung; ich weiß nicht, ob er noch an der LFS ist.

Zu Deinen Konzerten bin ich ja auch immer gekommen, und zwar sehr gerne. Gibt es das noch? Spielst Du noch Klavier? Du hattest ja schon Spaß daran.

Heute Nachmittag war ich am Rursee. Ich habe diesen Monat Stegdienst und muss deshalb aufpassen, dass die beiden Stege immer dem Wasserstand angepasst sind. Du erinnerst dich sicherlich, dass die im Wasser schwimmen und mit zwei Drahtseilen gehalten werden.

Danach habe ich noch eine Runde um den See gedreht mit dem Fahrrad. Eine wirklich tolle Strecke für Mountainbikes.

Das hätte dir vermutlich auch viel Spaß gemacht – wenn du dich einmal dazu durchgerungen hättest :-).

Das wars schon. Mehr gibts nicht zu berichten. Und bei dir?

Liebe Grüße sendet dir dein Papa