… was wir so lesen (Teil 2)

Ich bin jetzt mitten in dem Buch von Wolfgang Leonhard „Meine Geschichte der DDR“. Das ist hoch spannend, weil er zum einen sehr ungewöhnliche Biographie hat und weil er zum anderen eigentlich einer der Gründer der DDR hätte werden sollen. Jedenfalls sah es offenbar in den ersten Jahren nach Ende des zweiten Weltkriegs so aus. Er hatte – durch eher unglückliche Umstände – 10 Jahre seiner Jugend in Moskau verbracht und war dort in Kaderschule gegangen, also er war wirklich sehr intensiv im Kommunismus ausgebildet worden. Im Alter von 24 Jahren kam er dann nach Deutschland zurück, in der sogenannten „Gruppe Ulbricht“. Diese war beauftragt, im von der Sowjetunion besetzten Teil Deutschlands ein neues Staatswesen aufzubauen. Schon bald erkannte Wolfgang Leonhard aber, dass die Leiter der Gruppe, Walter Ulbricht, eher ein Angst-, Unterdrückungs- und Bespitzelungssystem wie es damals schon in der Sowjetunion herrschte, aufbauen wollte als einen – wie Wolfgang Leonhard hoffte – menschenfreundlichen Sozialismus. Deshalb entschloss er sich 1949, aus dem sowjetisch besetzten Teil Deutschlands nach Jugoslawien zu fliehen, wo er glaubte, diese Art Sozialismus unter Tito zu finden. Eine echt spannende Schilderung der damaligen Zeit und seiner Auseinandersetzung damit, wie ich finde.

Kann ich sehr empfehlen. Der Autor ist übrigens erst 2014 verstorben und lebte zuletzt in der Eifel.