Wer will denn schon weise sein?

Was bedeutet eigentlich Weisheit? Ist der Typ auf dem Fotos weise?

Naja, das ist der US-Senator Bernie Sanders (79 Jahre alt) bei der Inauguration in der letzten Woche. Ist schon imposant, wie er da so sitzt, wie ein Fels in der Brandung. Es gibt ein Dutzend Collagen dazu im Netz.

Ich habe neulich zufällig eine Radiosendung angehört zum Thema Weisheit. Eine Weisheitsforscherin wurde nach den Kriterien befragt, wann ein Mensch weise ist. Ich fand das ganz interessant, weil ich irgendwann mal in der Mittelstufe in der Schule ein bisschen in den Platon hereingeschnuppert habe, der sagte, dass man nach der Weisheit streben solle.

Also, was ist Weisheit? Die interviewte Weisheitsforscherin, Professorin in Klagenfurt in Österreich, zählte fünf Kriterien auf. (I) Ein weiser Mensch sei offen für die Perspektiven anderer Menschen; er denke nie, dass er schon alles weiß, was richtig ist. Offen auch für neue Erfahrungen. (II) Ein weiser Mensch habe Einfühlungsfähigkeit. Er lasse sich darauf ein (und könne das auch), mal zu fühlen, was andere fühlen. (III) Reflektiertheit ist das dritte Kriterium; der weise Mensch hinterfragt sich und sein Handeln und seine Reaktionen, er hat die Möglichkeit, mal neben sich zu treten und auf sich drauf zu schauen. (IV) Weiterhin ist er in der Lage, klug mit den eigenen Gefühlen umzugehen. Er nimmt die eigenen Gefühle wahr und erkennt ihre Botschaften, er lässt sich aber nicht von den eigenen Gefühlen blockieren oder beherrschen. (V) Zuletzt, wahrscheinlich das Wichtigste: Der weise Mensch hat Selbstvertrauen. Er kann auch in Krisensituationen sich sagen, dass er ja schon einiges bewältigt hat und deshalb auch diese Krise vermutlich meistern wird. Es klang übrigens inb der Radiosendung ein bisschen so, als sei eine persönliche Krise wichtig für den Reifungsprozess zu einem weisen Menschen.

Mir fällt dabei zum Beispiel auch der berühmte Verhaltensforscher Konrad Lorenz (auf dem Bild) ein. Ich habe von ihm in der Schulzeit ein paar Bücher gelesen, z.B. „Das sogenannte Böse“, wo es vor allem um den Aggressionstrieb geht, den er – natürlich – vor allem bei Tieren erforscht hat. Allerdings bezieht er seine Erkenntnisse auch auf Menschen. Er hat übrigens gesagt, dass er jeden Morgen nach dem Aufstehen eine seiner Theorien hinterfrage, sozusagen als Denksport oder Gehirnjogging, nehme ich an. Damit würde er wohl mindestens eines der Kriterien eines weisen Menschen erfüllen.