Tja, eine App für das Smartphone, mit der man die Viren wegzaubern könnte, wäre schon toll, oder? Bei Husten einfach Gesicht scannen und auf Enter drücken; damit wäre dann alles überstanden. Schlechter Scherz …
Die Corona-App soll ja in Wirklichkeit eine Erkennungs-App (Tracing-App) sein / werden. In verschiedenen Ländern, u.a. in Singapur, Australien und in Österreich gibt es sowas schon. Sie soll mir helfen zu erkennen, ob ich in letzter Zeit (zufälligen) Kontakt mit einer infizierten Person hatte. Das setzt voraus, dass die Personen, mit denen ich Kontakt habe, auch die App installiert haben und unsere Apps untereinander kommunizieren. Wenn eine meiner Kontaktpersonen in einem gewissen Zeitraum nach dem Kontakt positiv auf das Virus getestet wird, kann sie über die App eine Nachricht abgeben. Meine App würde mich dann verständigen, dass ich einen solchen Kontakt zu einer infizierten Person hatte und mich bitten, in Quarantäne zu gehen. Klingt einfach; ist es aber nicht.

Vor allem Datenschutzthemen stellen ein großes Hindernis dar. In der Debatte ging es immer auch darum, dass ein Staat dann in der Lage sein könnten, sämtliche Bewegungen seiner Bürger nachzuvollziehen und wer mit wem Kontakt hat. Das erinnerte viele an düstere George Orwell-1984-Schilderungen oder an die Stasi-Überwachung in der DDR. Die Bundesregierung wollte in jedem Fall vermeiden, dass solch ein Eindruck eines zentralen Überwachungsstaates aufkommt. Deshalb soll nun die App die gesammelten Kontaktdaten selbst – und zwar durch einen Code verschlüsselt – speichern und im Fall einer Benachrichtigung durch einen positiv Getesteten erkennt meine App nur, dass der Code derselbe ist. Die App ist jedoch nicht in der Lage nachzuvollziehen, wer mir die Nachricht geschickt hat und wo der Kontakt stattgefunden hat. So besteht völlige Anonymität und trotzdem werde ich ausreichend gewarnt.

Ein weiteres Problem besteht in der Kommunikation der Apps. Die Kommunikation soll über die Schnittstelle für Bluetooth Low Energy erfolgen. Diese funktioniert aber z.B. bei iphones aktuell nur, wenn die App eingeschaltet ist und das iphone entsperrt ist; also für den praktischen Nutzen sehr hinderlich, denn die App soll ja immer aktiv sein und immer meine Kontakte (verschlüsselt) speichern. Also, musste Apple erstmal gebeten werden, sein Betriebssystem iOS, über das die Schnittstelle läuft, zu ändern. Das soll jetzt offenbar stattfinden. Ähnliche Probleme gibt es offenbar bei Smartphones, die das Google-Betriebssystem Android nutzen.
Aktuell forschen offenbar die beiden deutschen Konzerne SAP und Telekom auf Betreiben der Bundesregierung sehr intensiv an der App. Die Hoffnung ist, dass diese dann Mitte Juni auf den Markt kommt.
Wer das weiter vertiefen möchte, findet in dem hier verlinkten Artikel – den ich sehr spannend fand – noch viel mehr Informationen:
Hier noch ein weiterer Artikel: