Bhutan ist eines der kleinsten Länder der Welt. Es liegt nördlich von Indien am Fuße des Himalaya-Gebirges. Nur rund 750.000 Menschen leben dort, also weit weniger als in Köln. Und doch ist der Staat bemerkenswert.
Das Land wird von einem König regiert. Dieser hat im Jahr 1953 freiwillig ein Parlament eingeführt. Außerdem hat er die Devise ausgegeben, dass es dem Land nur gut gehe, wenn der Glücksindex wachse.
Warum ist das besonders? Nun, zum einen gab es in der Geschichte nur wenige Könige, die freiwillig die Macht mit einem Parlament geteilt haben. In England zum Beispiel – Vorreiter in Sachen parlamentarische Monarchie – war der Weg bis zur Glorious Revolution mit der Bill of Rights im 17. Jahrhundert lang und blutig.
Ungewöhnlich ist auch, einen Glücksindex zum Maßstab des Regierens zu wählen. In vielen Regierungsprogrammen geht es darum, den Wohlstand zu mehren oder die Arbeitslosigkeit zu senken. Regierungen arbeiten dabei ganz viel mit Statistiken.
Ein solcher statistischer Wert ist das Bruttoinlandsprodukt, der Gesamtbetrag aller im Inland erwirtschafteten Leistungen. Das ist ein seit vielen Jahrzehnten gebräuchlicher volkswirtschaftlicher Index. Man glaubt, dass es den Menschen besser geht, wenn dieser Wert von Jahr zu Jahr steigt. Wenn laufend das Wachstum der Wirtschaft veröffentlicht wird, geht es meist um das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts.
In den letzten Jahrzehnten haben aber viele Wissenschaftler die These vertreten , dass es nicht eben allein auf diese Leistungssteigerung ankommen kann. Vereinfacht: Mehr Geld allein macht nicht glücklich.
Insofern ist die schon fast 50 Jahre alte Idee des Königs von Bhutan, einen Glücksindex zu verwenden, nicht Teil eines Märchens (wie Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer), sondern entspricht einer modernen volkswirtschaftlichen Betrachtung.
Der König von Bhutan prägte den Begriff des „Bruttonationalglücks“. Die vier Säulen des Bruttonationalglücks sind die Förderung einer sozial gerechten Gesellschafts- und Wirtschaftsentwicklung, Bewahrung und Förderung kultureller Werte, Schutz der Umwelt und Errichtung von guten Regierungs- und Verwaltungsstrukturen.
Es ist zwar nicht einfach, einen Glücksindex zu messen. Es ist auch nicht einfach, danach zu regieren. Man müsste das mal etwas genauer ergründen, also, wie es sich im täglichen Leben auswirkt. Aber interessant ist die Idee schon, oder?
Am meisten ist aber bemerkenswert, dass so in einer Monarchie regiert wird. …