Für die Technik-Begeisterten: Gaia-X – Was ist das eigentlich?

In der letzten Woche war das Schlagwort Gaia-X überall in der Presse zu lesen (z.B. https://www.heise.de/newsticker/meldung/Gaia-X-IT-Wirtschaft-sieht-digitale-Souveraenitaet-mit-europaeischer-Cloud-gestaerkt-4572001.html). Was hat es damit auf sich?

Für Besitzer von iPhones ist es mittlerweile selbstverständlich, dass Fotos, Musik, naja, eigentlich alle Daten, die sich auf dem Gerät befinden oder darüber erreichbar sind, in der iCloud gespeichert sind. Ähnliches gilt für Geräte, die Android oder Microsoft Office als Betriebssystem nutzen. Bei Android ist es die Google-Cloud. Bei Microsoft ist es die Microsoft Cloud.

Auch viele Unternehmen nutzen Cloud-Lösungen, um ihre Daten zu speichern und zu verwalten.

Also, was ist eigentlich eine Cloud? Das englische Wort für Wolke steht dabei für eine große Menge von Computern, genauer Servern, die miteinander kommunizieren, und auf denen Daten gespeichert werden. Diese Server stehen aber nicht notwendigerweise an einem Ort, in einem einzigen Rechenzentrum, sondern können grundsätzlich überall auf der Erde stehen und können auch jederzeit durch andere Server, die an einem ganz anderen Ort stehen, ausgetauscht werden. Man spricht deshalb von Cloud, weil durch die Vielzahl vernetzter Rechner eine „Datenspeicherwolke“ entsteht.

Die Cloud hat enorme Vorteile gegenüber einem lokalen Rechenzentrum eines einzelnen Unternehmens. In der Cloud kann man Daten auf allen verbundenen Rechnern speichern und verarbeiten, man hat also wirklich viel Speicherplatz. Zum Beispiel eine Bank kann ihre ganzen Kundendaten dort verarbeiten lassen. Und wenn sie – zum Beispiel infolge von Werbung für eine neue App – ganz viele neue Kunden gewinnt, bricht nicht gleich das Rechenzentrum unter der Flut der Daten zusammen. Auch wenn ein Unternehmen wächst, muss es nicht gleich ein neues Rechenzentrum kaufen/bauen. Cloud ist deshalb in vielen Fällen sehr kostengünstig. Man kann auch viel einfacher seine Daten mit anderen Unternehmen teilen, wenn man das will, zB weil zwei Unternehmen etwas zusammen entwickeln wollen.

Warum nun das Projekt Gaia-X? Das ist ja eine Initiative des deutschen Wirtschaftsministers zusammen mit Siemens, Deutscher Bank, Deutscher Telekom und der IG Metall. Aktuell sucht man Unterstützung in anderen europäischen Ländern.

Die bisherigen Cloud-Anbieter sind vor allem US-amerikanische Unternehmen wie Amazon, Microsoft, Google oder IBM. Deren Angebote sind grundsätzlich nicht schlecht, insbesondere weil sehr große und leistungsfähige Unternehmen dahinterstehen.

Was die Nutzer solcher Cloudangebote aber stört, ist folgendes: Man weiß nicht, ob die Rechner in Ländern stehen, die unseren Anforderungen an Datensicherheit nicht genügen. Zudem müssen US-Anbieter zB amerikanischen Geheimdiensten oder anderen US-Behörden den Zugriff auf die Daten, die auf den einzelnen Cloudrechnern liegen, erlauben (link zum Cloud Act). Beides ist zB für Banken in Deutschland, die hohe Sicherheit und Geheimhaltung der Daten gewährleisten müssen, ein Problem.

Deshalb wird schon seit einiger Zeit nach einer Alternative für europäische Unternehmen gesucht. Gaia-X könnte eine solche Alternative werden.

Übrigens das Wort Gaia kommt aus der alt-griechischen Sprache und bedeutet Erde bzw. die Göttin der Erde. Das soll bedeuten, dass ein globales Angebot beabsichtigt ist, nur eben nach europäischen Standards.